Wie lässt sich aus den Mitarbeitern eines Unternehmens ein schlagkräftiges Team formieren, das sich auch in Zeiten erhöhten Arbeitsdrucks bewährt und gelegentlich auftretenden Stress in erster Linie als Ansporn empfindet? Eine gute Option ist es, Betriebssport zu initiieren und auf diese Weise Bewegung in das Unternehmen zu bringen. Hierbei sollte man allerdings möglichst genau darauf achten, wie man das tut.
In Seminaren frage ich regelmäßig danach, wie es den Menschen am besten gelingt, beruflichen Stress abzubauen. Überdurchschnittlich häufig werden hierbei vor allem körperliche Aktivitäten (z. B. im Garten oder beim Sport) genannt, deren positive Konsequenzen für die Gesundheit längst erwiesen sind. So regt regelmäßige Bewegung das Herz-Kreislauf-System an und beugt auf diese Weise z. B. Herzinfarkten und Schlaganfällen vor. Auch die Fettverbrennung im Organismus funktioniert während des Muskelaufbaus erheblich besser. Mit ihren Gedanken sind die meisten Menschen dabei i. d. R. im Hier und Jetzt, was sich im Gegensatz zu einem Abschweifen der Gedanken zusätzlich günstig auf das Wohlbefinden auswirkt. Achtsamkeitsbasierte Verfahren sind vor allem aufgrund dieses Effektes momentan so unglaublich en vogue.
Sportangebote, die im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements implementiert werden, können die Resilienz Ihrer Mitarbeiter langfristig stärken. Wichtig ist hierbei allerdings, dass ihnen die körperliche Aktivität Freude bereitet bzw. sie nicht als lästige Pflicht empfunden wird. Erzeugt die Aufforderung, sich mehr zu bewegen, Widerstand oder Unlust, kehrt sich der Effekt um. Wissenschaftlich bestätigt wurde auch das bereits. Kleinere Stressoren und Belastungen führen demnach zu signifikant weniger Entzündungen im Körper und somit zu einer deutlich geringeren Schwächung des Immunsystems, wenn sie mit positiven Emotionen einhergehen, wie bspw. Dr. Nancy Sin in einer Studie der Pennsylvania State University (1) feststellte. Sie untersuchte die Entzündungsmarker von 872 Probanden, die an acht aufeinanderfolgenden Tagen über ihre täglichen Stressoren und die damit einhergehenden emotionalen Reaktionen befragt wurden. Aus diesem Grund halte ich es auch bei der Auswahl von Angeboten zum Betriebssport für besonders entscheidend, die Menschen stets vorab nach ihren Wünschen zu befragen. Begeisterung und Freude sind m. E. die wesentlichen Kriterien für das Gelingen und den Nutzen entsprechender Maßnahmen.
Immer wieder liest man, dass gemutmaßt wird, sportliches Engagement würde Charaktereigenschaften wie bspw. Ausdauer, Ehrgeiz oder die Leistungsbereitschaft fördern. Eine aktuelle Erhebung scheint dies jetzt wissenschaftlich zu belegen. Dr. Ralf Dewenter (Professor für Volkswirtschaftslehre an der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg) und Leonie Giessing (wissenschaftliche Mitarbeiterin am Düsseldorf Institute for Competition Economics, DICE) untersuchten in einer von der Deutschen Sporthilfe unterstützten Studie (2), den positiven Einfluss von Leistungssport auf den beruflichen Erfolg. Sie stellten fest, dass die ehemals von der Sporthilfe geförderten Athleten ein durchschnittlich höheres Einkommen aufweisen, als jene, die aufgrund anderer demographischer Daten (Alter, Geschlecht, Ausbildungsniveau etc.) mit ihnen vergleichbar sind. Die Mannschaftssportler schneiden hierbei besonders gut ab.
Für den Betriebssport ließe sich daraus schlussfolgern, dass die gemeinschaftlichen Erfolge, die durch die erforderliche Kooperation im Rahmen eines sportlichen Wettkampfes im Team erzielt werden, sich auch auf jene sozialen Kompetenzen auswirken, die im Arbeitsalltag so wichtig sind. Der Mensch ist von Natur aus ein soziales Wesen, und das Berufsleben besteht aus unzählig vielen sozialen Interaktionen. Das durch den Sport erworbene Handlungswissen, scheint also auch dort intuitiv abgerufen zu werden und seine Wirkung zu entfalten.
Grundsätzlich stabilisiert es die (psychische) Gesundheit aber bereits, „irgendein“ Bewegungsangebot zu nutzen. In einer australischen Metastudie (3) konnte bspw. gerade aufgezeigt werden, dass Menschen, die sich häufiger bewegen, seltener an einer Angststörung leiden, als jene, die die meiste Zeit im Sitzen verbringen. Somit sind also auch Individualsportarten (wie z. B. der Langstreckenlauf, Nordic Walking, Yoga etc.) sowie regelmäßige Spaziergänge in der Mittagspause durchaus zu empfehlen. Oder man schlägt den Mitarbeitern mal vor, hin und wieder mit dem Rad zur Arbeit zu fahren, anstatt sich in das Auto oder in die Bahn zu setzen, sollte das irgendwie möglich sein. In der Psychotherapie (z. B. bei der Behandlung von Depressionen) gehört der „Gesundheitsmarsch“ jedenfalls schon lange zu den Standardinterventionen.
Bewegung ist also immer gut, vor allem dann, wenn sie in der Gemeinschaft (z. B. im Rahmen des Betriebssports) erfolgt. Auch wenn das aus Mitarbeitern noch keine Superathleten macht, werden die positiven Auswirkungen (Verbesserung des Betriebsklimas, Reduzierung des Krankenstandes etc.) wahrscheinlich schon sehr bald erkennbar sein. Begeistert man ein Team dafür, sich (gemeinsam) ins Schwitzen zu bringen, wird sich das für das Unternehmen lohnen!
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Quellen:
- Sin, Nancy (2015). How pain, mood, stress, social and health behavior, and inflammation are connected in undergraduate students with and without chronic pain. Social Science Research Institute, Penn State University.
- Dewenter, R. und L. Giessing (2015): Die Langzeiteffekte der Sportförderung, Auswirkung des Leistungssports auf den beruflichen Erfolg, DICE Ordnungspolitische Perspektiven Nr. 68.
- Megan Teychenne, M., Costigan, S. A. & Parker, K. (2015). The association between sedentary behaviour and risk of anxiety: a systematic review. BMC Public Health.