Ein lösungsorientiertes „Kartenspiel“

“Bilder  als Gesprächseinstieg, als Denkanstoß, als emotionaler und motivationaler Impuls – das ist das Neue an diesem Kartenset […].” (Klappentext)

Günter G. Bamberger, Autor des Buches „Lösungsorientierte Beratung“, hat ein weiteres Werk in einem Format (75 Therapiekarten) veröffentlicht, in dem verschiedene Ideen miteinander kombiniert werden. So sind auf einigen der Karten dieses Sets Bilder zu sehen, auf anderen bzw. dem jeweiligen Pendant ist ersichtlich, in welcher Phase des Prozesses (Synchronisation, Problemsichtung, Ressourcenaktivierung, Lösungsvision, Lösungsverschreibung, Evaluation, Lösungssicherung, Beenden der Beratung) man sich befindet und welche Fragen an dieser Stelle sinnvoll wären. So dienen sie also der Strukturierung des Beratungsprozesses und sie erleichtern den Klienten eine direktere Kontaktaufnahme zu unbewussten Anteilen ihres Selbst, da die Bilder durch ihre assoziative Wirkung etliche Schranken umgehen, die uns das Bewusstsein z. B. mittels von Rationalisierungen auferlegt. Neu ist diese Idee zwar nicht, aber sie ist gut!

Das Begleitheft besticht vor allem dadurch, dass es das doch recht komplexe Hintergrundwissen, so elegant verkürzt, dass die grundlegenden Ideen deutlich werden und sich entsprechend leicht in die eigene Praxis integrieren lassen. Darin finden sich eine gelungene Einführung in die Wirkmechanismen der lösungsorientierten Fragen, eine kurze Anleitung, wie man mit den Karten arbeiten könnte, sowie einige Gedanken über die Bedeutung der (therapeutischen) Haltung. Schlüssig finde ich auch die Idee, aufgrund derer das Kartenset entstanden ist. Günter G. Bamberger lädt seine Klienten/-innen nämlich stets zu einem Spaziergang oder CoachWalk® ein, da er zu der Auffassung gekommen ist, dass sich Gedanken besser entfalten, wenn man sich in der Natur bewegt. Die ausgewählten Bilder sind geschmackvoll und symbolträchtig. Die Hinweise für die Berater, die sich auf dem jeweiligen Pendant befinden, halte ich allesamt für stimmig. Da sie jeweils einen grundlegenden Aspekt der lösungsorientierten Beratung fokussieren, sind sie vor allem für Einsteiger eine schöne Hilfe. So sehe ich ihren Nutzen vor allem im Rahmen von Weiterbildungen, in denen es um die Vermittlung entsprechender Basiskompetenzen der Gesprächsführung geht, wo ich diese künftig sicher auch einsetzen werde. Zu diesem Zweck habe ich jedenfalls neun dieser Kartenpaare ausgewählt, die sich für eine Einführung in die lösungsorientierte Beratung (bspw. für Führungskräfte oder Personalräte) m. E. hervorragend eignen.

Wie Günter G. Bamberger es in dem Begleitheft vorschlägt, habe ich eine aktuelle Problemstellung für einen Selbstversuch ausgewählt und mich mit ihr unter Zuhilfenahme der Therapiekarten beschäftigt. Leider scheint es jedoch tatsächlich einen gewaltigen Unterschied zu machen, ob man dies allein oder im Gespräch mit einem anderen Menschen tut. So bin ich in meinem Monolog zwischendurch immer wieder auf andere Ereignisse zu sprechen gekommen, die zwar wichtig sind, aber nicht in einem direkten Zusammenhang mit dem zuvor von mir ausgewählten Thema standen. Die Unterstützung (durch den Berater) bei der Fokussierung halte ich (nicht nur) deshalb für entscheidend. Zudem ist mir aufgefallen, dass der Autor es vermieden hat, auf die schwierigen Aspekte einzugehen, die eine lösungsorientierte Beratung mit sich bringen kann (bspw. den Umgang mit Leidenden, Klagenden und Besuchern). Auch gewisse Fragetechniken tauchten nicht auf, die meinen Erfahrungen zufolge eine besondere Kraft haben. So habe ich bspw. die Frage vermisst, wozu das Problem gut sein könnte bzw. was es so interessant macht, dass es zu einem wurde und beibehalten wird? Allerdings spricht das keineswegs gegen dieses Konzept, sondern verhilft dazu, einen schnellen Einstieg in die lösungsorientierte Beratung zu finden. Zudem stärkt es wohl auch die Zuversicht („Allegiance“), dass sich mit dieser Methode viele Lösungen finden lassen, die auf anderem Wege vielleicht unentdeckt bleiben würden. Von daher denke ich, dass es für viele Menschen, die sich für eine ressourcen- und lösungsorientierte Arbeitsweise interessieren, eine wunderbare Hilfe ist.

In der Kürze liegt also die Würze. Wenn ich an meine Lehrtätigkeit denke, stelle ich fest, dass ich Vieles von dem, was ich auf den Berater-Karten lesen konnte, stets auf eine ganz ähnliche Weise formuliere. Besser als der Autor es dort getan hat, kann man es m. E. kaum tun!

Günter G. Bamberger (2017). Lösungsorientierte Fragen: 75 Therapiekarten. Beltz Verlag, Weinheim.

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