“Die brennenden Hamster” von Axel Berger & Thorsten Thews

Burnout – Der Preis für den Erfolg? Menschen, die Dinge voranbringen und sich engagieren, die für ein Projekt, die eigene Firma oder den ganz eigenen Traum brennen, sind „Unternehmer“ im besten Wortsinne. „Die brennenden Hamster“ ist als Erlebnisbericht und Ratgeber konzipiert und wurde mit Blickrichtung auf diese Unternehmer geschrieben: Egal ob Einzelkämpfer, Klein- oder Kleinstunternehmer, Mittelständler, Führungskräfte, Manager oder Mitarbeiter großer Firmen. Anhand von vielen nützlichen Tipps, Beispielen aus der Praxis und mit realitätsnahen Ansätzen zeigen die Autoren in unkonventioneller Weise auf, wie man aus dem alles verbrennenden Hamsterrad entkommen kann, und dass das Streben nach persönlichem Erfolg keineswegs im Fiasko enden muss.

Bedeutung der Persönlichkeitsstruktur (S. 45-48)

„Jede Jeck es anders“ – diese Weisheit aus dem Kölner Karneval bewahrheitet sich auch in der Betrachtung der Ursachen von Burnout.

Die tieferliegende Ursache dieser Erkrankung ist Stress – soweit, so schlecht. Allerdings wirkt er bei jedem Hamster anders, und manche Personengruppen scheinen besonders prädestiniert zu sein, sich welchen einzufangen. Es wäre aber zu kurz gesprungen, solche Menschen als „Helfertypen“ zu charakterisieren.

Es ist vielmehr die innere Haltung, die darüber entscheidet, ob und wie ich dem Stress und einer darauf aufgepflanzten Frustration begegne. Wenn ich „helfen“ möchte und es mir dabei egal ist, ob ich Anerkennung, Lob oder Tadel dafür bekomme, kann mir Frust in der Regel nichts anhaben. Da ich mir selbst Anerkennung zollen kann, bin ich auf Anerkennung von außen nicht angewiesen. Das Ausbleiben einer „Belohnung“ macht mir daher nichts aus, und ich helfe gerne aus inneren sogenannten intrinsischen Motiven weiter.

Wenn mir jedoch die Anerkennung so wichtig wird, dass ich danach mein Handeln ausrichte, dann bin ich schnell abhängig von der Belohnungsdroge und schnell frustriert, wenn die verdiente Belohnung ausbleibt. Frustration ist eher nicht als Auslöser eines Burnouts zu verstehen, aber sie kann in einem nennenswerten Maße zur Entwicklung beitragen.

Ein Ausflug in die Praxis: Stellen wir uns einen Unternehmer vor, der viel arbeitet, weil er es gerne tut. Das macht ihm auch nichts aus, es war ja seine freie Entscheidung, eine Firma zu gründen. Stellen wir uns weiter vor, dass die Geschäfte seit einem halben Jahr nicht so laufen wie erwartet und so ein gewisser Umsatzdruck entsteht. Daraus ergeben sich logischerweise viele Stressoren, die die Arbeit anstrengend machen.

Malen Sie sich nun aus, dass unser Hamster die Schieflage seines Unternehmens vor den Mitarbeitern verheimlichen möchte, um diese nicht zu verunsichern. Diese „stille Selbstverpflichtung“ birgt ebenfalls ein immenses Stresspotenzial, da ein hohes Maß an Schauspielerei notwendig ist und nicht so frei agiert werden kann, wie es in dieser Situation vielleicht geboten wäre. Der Stresslevel hat also bereits einen hohen Wert erreicht. Wenn wir uns nun auch noch vorstellen, dass die Kunden dieses Unternehmers das Produkt nicht goutieren und kein positives Feedback mehr geben (vielleicht auch, weil in der letzten Zeit viele Arbeitsfehler unterlaufen sind), dann steigt zum Stress- auch noch der Frustlevel – ein potenzieller Burnout ist nahe.

Fazit: Der Stress wäre in unserem Beispiel immer da, ob der Unternehmer nun auf Anerkennung aus ist oder nicht. Jedoch hängt es von seiner Haltung zur Belohnung (in diesem Fall durch seine Kunden) ab, ob auch noch Frustration dazukommt.

Neben der Anerkennungs- und Belohnungsabhängigkeit gibt es noch weitere Persönlichkeitsstrukturen, die die Anfälligkeit für einen Burnout begünstigen:

  • Perfektionismus
  • Idealismus
  • Ja-Sagen (im Sinne von „Nicht-Nein-Sagen-Können“)

Betrachten wir diese drei Typen etwas genauer.

Der Perfektionist

Der Perfektionist behauptet von sich, die Dinge ohnehin am besten selbst erledigen zu können. In meiner Praxis höre ich dazu häufig den Satz:

Daraus folgt auch, dass der Perfektionist schlecht delegieren kann und häufig Schwierigkeiten damit hat, eine Arbeit mit dem gebotenen Maß an Aufwand zu erledigen. Er leidet darunter, dass er kein Ende in seiner Arbeit findet, da er nie mit dem erreichten Ergebnis zufrieden ist. Wir kommen auf diesen Umstand noch einmal zurück, wenn wir über das Pareto-Prinzip berichten.

Der Idealist

Wenn jemand mit viel Idealismus seinen Tätigkeiten nachgeht oder zusätzlich noch diverse Ehrenämter übernommen hat, kann es sein, dass sich Enttäuschung einstellt, wenn andere Beteiligte nicht mitziehen oder sich nicht an getroffene Vereinbarungen halten. Dann kann Idealismus schnell zur Falle werden, denn die eigenen Werte treiben den Hamster geradewegs dazu, sich viel Arbeit zum Wohle anderer aufzubürden. Kommen dann noch bürokratische Hürden oder Undankbarkeit hinzu, ist Frustration nicht weit.

Der Ja-Sager

Der Begriff „Ja-Sager“ wird meistens gebraucht, wenn wir einen Opportunisten beschreiben möchten. Diese Form von Ja-Sagen ist hier aber gar nicht gemeint. Es ist vielmehr die der Ja-Nicht-Nein-Sager Unfähigkeit, „Nein“ zu sagen, die hier von Bedeutung ist. Die deutsche Sprache hat hierfür keinen Begriff. Das könnte davon kommen, dass Nein-Sagen in unserer Gesellschaft nicht populär, geradezu verpönt ist. Der Nicht-Nein-Sagen-Könner lässt sich den Schreibtisch vollpacken und kann nur ganz schwer eine Bitte, die an ihn herangetragen wird, abschlagen.

Für solche Menschen ist es auch deshalb schwer, „Nein“ zu sagen, weil sie damit eine persönliche Enttäuschung des anderen verbinden, manchmal sogar ernste Konsequenzen befürchten.

Dabei lassen sie außer Acht, dass jedes „Ja“, obwohl ein „Nein“ angemessen gewesen wäre, eigentlich ein „Nein“ zu sich selbst bedeutet. Und das nagt schnell am Selbstwertgefühl. Die anderen sind ja immer wichtiger und vorrangiger zu behandeln als man selbst. Dies führt einerseits zu Frustration durch die permanente Selbstbestrafung und andererseits dadurch, dass gesehen wird, dass der Schreibtisch der anderen scheinbar immer leer ist. Auch der normale Arbeitsstress bekommt weitere Nahrung, denn die übernommenen Aufgaben müssen ja neben den eigenen Aufgaben auch noch erledigt werden. So wird dann häufig noch gearbeitet, wenn die anderen bereits in den Feierabend gegangen sind. Und das führt dann wiederum zu mehr Frust. Und so weiter und so fort.

Nachtrag für alle Kinder von Eltern – und Eltern von Kindern: Stress wird übrigens auch oft durch Enttäuschung oder Zurückweisungen erzeugt, durch Frustration und das Gefühl, es „doch nie richtig“ machen zu können, egal wie groß der persönliche Aufwand auch ist. Dieses Gefühl wird oftmals bereits in der Kindheit eingepflanzt und wächst sich bei entsprechender Pflege zu einem ordentlichen Frustbaum bei einem Erwachsenen aus.

Autoren:

  • Axel Berger, geboren 1971, ist ausgebildeter Kaufmann, Versicherungs-, Werbe- & Marketingfuzzi. Heute ist er Inhaber einer Werbeagentur mit Verlag und (Krimi-)Autor.
  • Thorsten Thews, Jahrgang 1968, hat als Ingenieur und Führungskraft gearbeitet. Seit 2007 ist er selbstständig als Unternehmensberater, Coach, Dozent und Therapeut.

Quelle:

  • Axel Berger & Thorsten Thews (2016). Die brennenden Hamster. Eine (Geschäfts-)Reise in den Burnout und wieder hinaus. Schardt Verlag.

Hier finden Sie Psyche und Arbeit bei Facebook.