In manchen Situationen wirkt es so, als würden wir uns selbst im Weg stehen. Wir verhalten uns dann ungeschickt oder geraten in emotionale Verstrickungen, die uns daran hindern, persönlich bedeutsame Ziele zu erreichen oder mit den tatsächlichen Gegebenheiten in angemessener Weise umzugehen. Ein Grund hierfür können Verletzungen sein, die uns in der Vergangenheit zugefügt wurden. Versuchen wir dann im Hier und Jetzt Vergeltung dafür einzufordern oder ähnelt unser Verhalten irgendwie dem des Kindes, das wir einst waren, so kann das vergangene Leid auch künftiges bewirken.
Erinnert uns also jemand aus irgendeinem Grund an einen Menschen, mit dem wir schon einmal Schwierigkeiten hatten, könnte es sein, dass wir auf diesen automatisch so reagieren, wie wir es damals getan haben, obwohl uns eigentlich bewusst ist, dass wir uns heute auch anders verhalten könnten bzw. sollten. Psychologen sprechen in diesem Zusammenhang übrigens von dem Phänomen einer „Übertragung“.
Betrachten Sie nun das Bild von Manfred Evertz und denken Sie dabei an eine Situation, in der Sie übermäßig emotional reagiert haben. Achten Sie dabei besonders auf Ihre Gefühle und beantworten Sie anschließend folgende Fragen:
- An wen aus Ihrer Vergangenheit erinnert Sie Ihr Gegenüber?
- Haben Sie einen Kloß im Hals oder fühlen Sie sich der Situation ausgeliefert? Falls ja, woher kennen Sie das?
- Haben Sie vielleicht schon als Kind etwas Vergleichbares erlebt?
- Was würden Sie den Personen im Hintergrund des Bildes gern mitteilen?
Nun lesen Sie bitte das Gedicht von Christine Matha und lassen es auf sich wirken.
- Was können Sie künftig anders machen, um einer solchen “Bedrohung” erfolgreicher entgegenzuwirken?
- Wie können Sie jene Gefühle, die Sie aus Ihrer Vergangenheit kennen, von denen unterscheiden, die Sie heute erleben?
- Über welche Möglichkeiten verfügen Sie jetzt, die Ihnen damals vielleicht nicht zur Verfügung standen?
Obwohl es plausibel klingen mag, dass wir heute nicht mehr in der gleichen Situation sind, wie wir es damals waren, bedarf es in der Regel einer gewissen Übung, sich diesen Automatismus bewusst zu machen und das eigene Verhalten entsprechend zu verändern.