Scham- und Schuldgefühle nach einem Delir

Der Morgen dämmerte leise, als Klara im Zimmer des städtischen Krankenhauses erwachte. Die Vögel zwitscherten ihre munteren Lieder und strahlendes Sonnenlicht drang durch die halb geöffneten Vorhänge. Doch Klara konnte die Schönheit des neuen Tages nicht richtig erfassen. Sie fühlte sich benommen, als ob ihr Geist in Watte gepackt wäre. Vor zwei Tagen hatte sie sich einer notwendigen Operation unterzogen, um ihre gebrechlichen Knochen zu stützen. Die klaren Gedanken, die ihr einst so vertraut waren, waren nun wie vernebelt. Ein Delir verwandelte ihre Welt in ein Labyrinth aus Fragmenten und Trugbildern. Die einst so sanfte und liebevolle Frau hatte sich in eine schattenhafte Gestalt verwandelt, die vor Wut und Frustration zu brodeln schien. Sie schrie herum, gestikulierte wild mit ihren Händen und schlug auf die Bettdecke ein. Klara fühlte sich gefangen in einem Albtraum, aus dem es kein Entrinnen gab. Sie konnte die Bilder in ihrem Kopf nicht von der Realität unterscheiden und glaubte fest daran, dass sie um ihr Leben kämpfen müsse. Jeder Versuch, sie zu beruhigen, führte nur zu noch mehr Aggression ihrerseits. Es schien, als würde sie gegen unsichtbare Feinde kämpfen, die nur sie sehen konnte.

Die Tage vergingen und die Nebelschwaden, die ihren Geist umhüllt hatten, lichteten sich allmählich. Bilder spukten in ihrem Kopf herum, wie Sequenzen eines Films, die keinen Sinn zu ergeben schienen. Plötzlich wurde Klara bewusst, dass mit ihr etwas nicht stimmte. Sie erinnerte sich an ihre Wut und an ihre Verzweiflung. Ein Gefühl der Scham überkam sie, als sie ahnte, was sie in diesen Momenten getan haben könnte. Sie hatte immer großen Wert darauf gelegt, ein Vorbild der Güte und der Selbstbeherrschung zu sein. Und nun hatte sie das alles verraten? In ihrem Inneren tobte ein Sturm der Selbstvorwürfe. Sie war sich nicht sicher, ob sie sich das jemals verzeihen könne, und sie fühlte sich schuldig.

Ein postoperatives Delir ist ein Zustand von vorübergehender Verwirrung und geistiger Beeinträchtigung, der nach einer Operation auftritt. Es ist eine häufige Komplikation, insbesondere bei älteren Menschen oder solchen mit zugrunde liegenden gesundheitlichen Problemen. Die genauen Ursachen des postoperativen Delirs sind noch nicht vollständig geklärt. Es wird angenommen, dass verschiedene Faktoren eine Rolle spielen, darunter Entzündungsreaktionen im Körper, Flüssigkeitsungleichgewichte, Medikamente, Anästhesie, Schmerzen, Schlafstörungen und Stress. Es wird angenommen, dass sowohl biologische als auch psychosoziale Faktoren eine Rolle spielen. Biologische Faktoren beinhalten Veränderungen im Gehirn aufgrund des Entzündungsprozesses und der Freisetzung von Entzündungsmediatoren. Psychosoziale Faktoren umfassen Aspekte wie Stress, Angst, Schmerzen, Schlafmangel und die Umgebung des Krankenhauses.

Das Delir ist gekennzeichnet durch eine Kombination verschiedener Symptome. Dazu gehören:

  • Desorientierung: Betroffene können verwirrt sein und Schwierigkeiten haben, sich in ihrer Umgebung zurechtzufinden. Sie können die Zeit, den Ort oder sogar ihre eigene Identität vergessen.
  • Gedächtnisprobleme: Betroffene können Schwierigkeiten haben, sich an aktuelle Ereignisse oder Informationen zu erinnern. Das Kurzzeitgedächtnis ist oft besonders beeinträchtigt.
  • Aufmerksamkeitsstörungen: Die Konzentration und Aufmerksamkeitsspanne können stark beeinträchtigt sein. Betroffene können sich leicht ablenken lassen oder Schwierigkeiten haben, sich auf eine Aufgabe oder ein Gespräch zu fokussieren.
  • Veränderungen im Denken und Bewusstsein: Betroffene können unklare oder verworrene Gedanken haben. Sie können Schwierigkeiten haben, logisch zu denken, und ihre Denkprozesse können verlangsamt sein. In einigen Fällen können Halluzinationen oder Wahnvorstellungen auftreten.
  • Verhaltensänderungen: Das Delir kann sich auch in Verhaltensänderungen äußern. Betroffene können ruhelos, gereizt, unruhig oder aggressiv sein. In einigen Fällen können sie auch apathisch oder zurückgezogen wirken.

Das Delir kann also als eine Reaktion des Gehirns auf die Belastungen und Stressoren betrachtet werden, die mit einer Operation und dem Krankenhausaufenthalt verbunden sind. Es wird angenommen, dass individuelle Vulnerabilitätsfaktoren eine Rolle spielen, wie zum Beispiel das Vorhandensein von kognitiven Beeinträchtigungen oder psychischen Störungen vor der Operation. Es kann zu einer Beeinträchtigung der Aufmerksamkeit, des Denkens, des Gedächtnisses und der Orientierung führen. Betroffene können Desorientierung, Verwirrtheit, Halluzinationen, Wahnvorstellungen und emotionale Veränderungen erleben. Die psychologische Betreuung von Menschen mit postoperativem Delir zielt darauf ab, Symptome zu lindern, die Orientierung wiederherzustellen und die funktionale Erholung zu fördern. Dies kann durch eine Kombination von Maßnahmen wie psychoedukativer Unterstützung, kognitiver Rehabilitation, Stressbewältigungstechniken und Umgebungsanpassungen erreicht werden.

Ein postoperatives Delir ist in der Regel vorübergehend und klingt innerhalb weniger Tage oder Wochen ab. Es erfordert jedoch eine angemessene medizinische und pflegerische Betreuung, um Komplikationen zu vermeiden und die Genesung des Patienten zu fördern. Maßnahmen zur Behandlung und Prävention des Delirs umfassen unter anderem eine angemessene Schmerzkontrolle, eine gute Flüssigkeitsversorgung, die Förderung eines stabilen Schlaf-Wach-Rhythmus, die Vermeidung von Reizüberflutung und die Förderung einer aktivierenden Pflegeumgebung.

Ein Delir kann mit Verhaltensänderungen einhergehen, die für die Betroffenen ungewohnt sind. Nachdem der delirante Zustand abgeklungen ist, entwickeln einige Menschen Schuldgefühle, weil sie sich für ihr Verhalten während des Delirs verantwortlich fühlen. Sie könnten sich beispielsweise dafür schämen, dass sie andere Menschen belästigt, beleidigt oder verletzt haben.

Wie können Sie jemandem dabei helfen, mit Schuld- und Schamgefühlen nach einem Delir umzugehen?

  • Erklären Sie der betroffenen Person, dass das Delir eine medizinische Komplikation ist und dass das delirante Verhalten nicht bewusst gesteuert wurde oder beabsichtigt war. Es war eine Folge des Delirs und nicht Ausdruck ihrer wahren Persönlichkeit.
  • Validieren Sie die Gefühle und erkennen Sie an, dass Schuld- und Schamgefühle nach einem Delir auftreten können. Zeigen Sie Verständnis und Mitgefühl.
  • Helfen Sie der betroffenen Person dabei, eine andere Perspektive auf das Geschehene einzunehmen. Betonen Sie, dass das delirante Verhalten außerhalb ihrer Kontrolle lag und dass sie dafür nicht verantwortlich sind.
  • Unterstützen Sie die betroffene Person dabei, die Schuld- und Schamgefühle zu verarbeiten. Ermutigen Sie sie, ihre Emotionen anzunehmen, auszudrücken und zu reflektieren. Dies kann beispielsweise durch Gespräche, Tagebuchschreiben oder kreative Ausdrucksformen geschehen.
  • Helfen Sie der betroffenen Person dabei, negative Denkmuster und selbstkritische Gedanken zu identifizieren und zu hinterfragen. Ermutigen Sie sie dazu, realistischere und mitfühlendere Sichtweisen auf sich selbst und ihr Verhalten zu entwickeln.
  • Unterstützen Sie die betroffene Person dabei, sich um ihre körperliche und emotionale Gesundheit zu kümmern und sich selbst liebevoll zu behandeln. Ermutigen Sie sie, aktiv Maßnahmen zur Erholung und Regeneration zu ergreifen.