Resilienz

Es war ein kalter Winterabend, als ich zum ersten Mal von Resilienz hörte. Ich saß in meinem Büro und kämpfte mit einem Berg unerledigter Aufgaben, als ein Kollege hereinstürmte und mir von einem Vortrag erzählte, den er gerade besucht hatte. Er schob eine Mappe über den Tisch. Ich öffnete sie und sah den Titel des Vortrags: “Resilienz – Die Kunst, sich von Rückschlägen zu erholen”. Das klang wie ein Thema, das mich interessieren könnte. Ich begann zu lesen und wurde sofort in den Bann gezogen.

Resilienz sei die Fähigkeit, mit schwierigen Situationen umzugehen und sich davon zu erholen. Es sei eine Art mentale Stärke, die uns in schwierigen Zeiten aufrecht hält und uns ermöglicht, wieder auf die Beine zu kommen, wenn wir zu Boden geworfen werden. Und das Beste daran war, dass Resilienz erlernbar war. Das fand ich faszinierend. Wie oft hatte ich schon in meinem Leben Rückschläge einstecken müssen? Aber wenn Resilienz erlernbar war, dann gab es Hoffnung. Ich beschloss, mich intensiver mit dem Thema zu beschäftigen und herauszufinden, wie ich meine eigene Resilienz verbessern könnte, und las alles, was ich dazu finden konnte. Dabei stieß ich auf Studien und Artikel, die sich mit den Ursachen von Resilienz beschäftigten und wie man diese Fähigkeit stärken konnte.

Eine wichtige Erkenntnis war, dass Resilienz kein angeborener Charakterzug ist, sondern eine Fertigkeit, die man erlernen und trainieren kann. Es geht darum, die richtigen Denk- und Verhaltensweisen zu entwickeln, um Herausforderungen und Rückschläge erfolgreich zu bewältigen. Ein zentraler Aspekt dabei ist die Einstellung gegenüber schwierigen Situationen. Resiliente Menschen sehen Rückschläge nicht als Scheitern an, sondern als Chance zu lernen und zu wachsen. Sie betrachten Herausforderungen als Gelegenheit, ihre Fähigkeiten und Stärken zu testen und zu verbessern. Ein weiterer wichtiger Faktor für Resilienz ist das soziale Netzwerk. Menschen, die in schwierigen Zeiten Unterstützung erhalten, sind oft besser in der Lage, mit Stress und Druck umzugehen und schneller wieder auf die Beine zu kommen.

Ich begann, diese Erkenntnisse in meinem eigenen Leben anzuwenden, änderte meine Einstellung gegenüber Rückschlägen und betrachtete sie als Chance zu lernen und zu wachsen. Ich baute auch mein soziales Netzwerk aus und suchte nach Unterstützung.  Und es funktionierte. Ich merkte, dass ich mich schneller von Rückschlägen erholte und dass ich eine größere mentale Stärke entwickelte. Ich konnte schwierige Situationen besser bewältigen und fand mich immer öfter in der Lage, selbstbewusst und optimistisch in die Zukunft zu blicken.

Doch es gab auch Momente, in denen ich an meine Grenzen stieß. Situationen, die so belastend waren, dass ich das Gefühl hatte, meine Resilienz würde versagen. In solchen Momenten erinnerte ich mich daran, dass Resilienz kein Allheilmittel ist, das uns vor allen Schwierigkeiten bewahrt. Auch resiliente Menschen können an ihre Belastungsgrenze stoßen. In solchen Momenten ist es wichtig, sich selbst und seine Bedürfnisse ernst zu nehmen. Sich Zeit zu nehmen, um sich zu erholen und neue Energie zu tanken, kann helfen, die mentale Stärke wieder aufzubauen.

Also begann ich, damit meine eigenen Bewältigungsstrategien zu entwickeln, die mir halfen, schwierige Situationen zu überwinden. Dazu gehörten zum Beispiel regelmäßige Bewegung, Meditation und kreative Aktivitäten wie Schreiben oder Malen. Ich erkannte, dass es nicht darum geht, unverwundbar zu sein, sondern darum, eine mentale Stärke aufzubauen, die es ermöglicht, Herausforderungen zu meistern und sich schnell von Rückschlägen zu erholen. Ich begann, mich noch intensiver mit dem Thema Resilienz zu beschäftigen und entdeckte immer wieder neue Ansätze und Techniken, um meine eigene Resilienz zu stärken.

Inzwischen habe ich verinnerlicht, dass Resilienzentwicklung ein lebenslanger Prozess ist. Es gibt immer wieder neue Herausforderungen und Rückschläge, die es zu bewältigen gilt. Doch ich bin dankbar dafür,  dass ich mich immer wieder neu herausfordern und wachsen kann. Auch habe ich erkannt, dass Resilienz nicht nur im persönlichen Leben eine wichtige Rolle spielt, sondern auch in der Arbeitswelt. Unternehmen und Organisationen, die eine Kultur der Resilienz fördern, sind besser in der Lage, Herausforderungen zu meistern und schnell auf Veränderungen zu reagieren. Doch Resilienz sollte nicht nur auf individueller oder organisatorischer Ebene betrachtet werden. Wir leben in einer zunehmend vernetzten Welt, in der globale Krisen wie Klimawandel, Pandemien oder politische Konflikte Auswirkungen auf uns alle haben. In solchen Zeiten ist es umso wichtiger, eine resiliente Gesellschaft aufzubauen, die in der Lage ist, gemeinsam Herausforderungen zu meistern und sich schnell von Rückschlägen zu erholen.