Rezension: „Prototypische Strukturaufstellungen in Training und Beratung“ von Carmen Diebolder & Kerstin Reich

In diesem Buch – so versprechen es die Autorinnen – wird eine neue wirkungsvolle Lernmethode vorgestellt, mit der sich Inhalte nachhaltig vermitteln lassen. Dabei geht es um prototypische Strukturaufstellungen, die klassische Situationen in Organisationen simulieren und Themen aufgreifen, die im Berufsalltag vieler Menschen von Bedeutung sind. Da ich vor Kurzem selbst meine ersten Systemaufstellungen (mit sogenannten „Repräsentanten“ bzw. „Stellvertretern“) angeleitet habe, war ich neugierig zu erfahren, wie genau ich mir systemisches Arbeiten mit dem Eisenhower-Modell zur Priorisierung von Arbeitsaufgaben oder dem Wertequadrat vorstellen kann? Inwiefern ist es überhaupt sinnvoll, dazu passende Musterfälle aufzustellen?

Zunächst führen die Autorinnen in die Grundlagen der Systemaufstellungen ein, wobei sie die zentralen Fachbegriffe verständlich erläutern und zahlreiche Tipps für die systemische Arbeit geben. Was ist eine „repräsentierende Wahrnehmung“? Was unterscheidet die sogenannte „Raumsprache“ von der verbalen bzw. transverbalen Sprache? Was sind „semantische Reaktionen“? Was charakterisiert eine offene Aufstellung verglichen mit einer verdeckten oder teilverdeckten? Was hat es mit dem „Einrollen“ oder dem „Geben eines Echos“ auf sich und was hat Ludwig J. J. Wittgenstein damit zu tun?

Nach diesen und weiteren einführenden Erläuterungen folgen die Kapitel über die prototypischen Strukturaufstellungen. Bei einigen der Themen, die von den Autorinnen dabei aufgegriffen werden, stellte sich mir die Frage, ob es wirklich hilfreich ist, ein solches Verfahren anzuwenden?

Dennoch gefallen mir einige der Ansätze sehr gut! So hat mich die Vorgehensweise, die in dem Kapitel „Ziele definieren und Ziele erreichen“ dargestellt ist, dazu motiviert, sie gleich mal in einem Workshop vorzustellen und von den Teilnehmern/-innen im Rahmen einer praktischen Übung ausprobieren zu lassen. Die anschließende Diskussion hat mir aufgezeigt, dass das eine gute Idee war. Die Rückmeldungen waren durchweg positiv, d. h. dass wohl in allen Gesprächen, die in den Kleingruppen (bestehend aus Therapeut/-in, Klient/-in und Beobachtern/-innen) geführt wurden, tatsächlich etwas in Bewegung gekommen ist.

Wie die meisten Bücher aus der Edition „Training aktuell“, ist auch dieses Werk didaktisch gut aufgebaut. Sämtliche Modelle sind so erklärt, dass sie intuitiv zu verstehen sind. Obwohl sie mir zwar fast alle bereits vertraut waren, konnte ich bei den Erläuterungen der dazugehörigen Übungen, die sich sowohl im Einzel- wie im Gruppensetting anwenden lassen, noch etwas dazulernen. Dabei wird jeder Schritt ausführlich beschrieben und es werden einem zusätzlich noch zahlreiche Tipps für die praktische Arbeit mit an die Hand gegeben.

Fazit: Obwohl es sich mir bei einigen Themen nicht erschlossen hat, welchen zusätzlichen Erkenntnisgewinn die Anwendung einer „prototypische Strukturaufstellung“ bringen soll, war es spannend, etwas über diese Methode zu erfahren. Zudem habe ich mein Repertoire um eine Übung erweitert. Die Anschaffung dieses Buches hat sich für mich also gelohnt!

Carmen Diebolder & Kerstin Reich (2021). Prototypische Strukturaufstellungen in Training und Beratung. managerSeminare Verlags GmbH, Edition Training aktuell.

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