Rezension: “Palliative Care” von Susanne Kränzle, Ulrike Schmid & Christa Seeger

Als sich mir Anfang des vergangenen Jahres ein neues Betätigungsfeld in der Geriatrie eröffnete, habe ich mich nach Fachliteratur umgeschaut, um mich auf diese Aufgabe vorzubereiten. Dabei bin ich auf das Lehrbuch „Palliative Care“ aufmerksam geworden, in dem es u. a. um die Frage geht, worauf man bei der Begleitung schwerstkranker bzw. sterbender Menschen achten sollte? Worauf kommt es in der letzten Phase eines Lebens eigentlich wirklich an?

Obwohl ich bislang nur in wenigen Ausnahmefällen bei Patienten/-innen war, die palliativ versorgt wurden, ist es inzwischen schon häufiger vorgekommen, dass ich mit Menschen gesprochen habe, die an einem der darauffolgenden Tage gestorben sind. Vor Kurzem hat mich bspw. eine ältere Dame sehr beeindruckt, die mir – obwohl sie kaum noch sprechen konnte – mitteilte, dass es für sie vollkommen in Ordnung sei, sich von dieser Welt zu verabschieden, dabei lächelte und tatsächlich wenig später nicht mehr lebte. Diese Begegnung hat mir verdeutlicht, wie wichtig es auch im Rahmen meiner Tätigkeit ist, auf solche Situationen vorbereitet zu sein. In dem Kapitel „Sterbenden Menschen begegnen“ werden Problemstellungen und mögliche Lösungsansätze diskutiert, die mir in diesem Zusammenhang wohl geholfen haben. Eine Passage daraus, in der es um „existenzielle Verzweiflung“ ging, hat mich so sehr berührt, dass ich mich nochmals intensiv mit meiner eigenen Endlichkeit auseinandersetzen musste. Doch auch das war hilfreich.

Gelohnt hat sich die Anschaffung dieses Buches für mich aber auch wegen der übrigen Inhalte, in denen m. E. ein solides Grundlagenwissen über die Hospizarbeit vermittelt wird. Wie hat sie sich entwickelt? Wie ist sie organisiert? Mit welchen Methoden arbeitet man dort? Mit welchen Besonderheiten hat man es zu tun? Worauf sollte bei der Interaktion mit Patienten/-innen geachtet werden? Wie können Angehörige optimal unterstützt werden?

Trotz eines gewissen Widerwillens, den ich beim Lesen verspürte, als es bspw. um Mundpflege, Wickeln oder Reflexzonentherapie am Fuß ging, bin ich froh, mich nach fast zwölf Monaten nun endlich auch durch die für mich eher weniger relevanten Kapitel gearbeitet zu haben. Jetzt bin ich immerhin nicht mehr gänzlich im Tal der Ahnungslosen, sollte doch mal über eines dieser Themen gesprochen werden, was übrigens hier und da schon geschehen ist.

„Palliative Care“ ist ein Lehrbuch, das ich didaktisch für gelungen halte. Es hat eine klare Struktur, und die Erläuterungen sind allesamt gut zu verstehen. Somit eignet sich die Lektüre auch für Menschen, die sich aus Gründen eigener Betroffenheit mit dem Thema auseinandersetzen wollen oder müssen. Gefallen hat es mir, dass zur Erklärung vieler Modelle und Methoden Fallbeispiele aus der Praxis dargestellt und diskutiert werden. Mir wird es von nun an als Nachschlagewerk dienen, in das ich gewiss häufiger mal wieder hineinschauen werde.