Rezension: “Ressourcenorientiertes Einzelcoaching nach ZRM®”

Wenn es um die Formulierung handlungswirksamer Ziele geht, arbeite ich schon seit einigen Jahren bevorzugt mit dieser Methode. Obwohl sie m. E. zu den besten gehört, die es in diesem Zusammenhang gibt, ist es nicht immer leicht, so damit zu arbeiten, dass sie auch zu einem stimmigen Ergebnis führt. Einige Schritte sind doch schwieriger umzusetzen, als sie es zunächst zu sein scheinen. Das habe ich jedenfalls in einem Selbstversuch feststellen dürfen, den ich angeleitet durch dieses Buch mit dem Zürcher Ressourcen Modell® machte. Ich halte es allerdings für äußerst hilfreich, mir diese potenziellen „Schwierigkeiten“ bewusst gemacht zu haben, um in etwaigen Gesprächen mit meinen Klienten/-innen insbesondere an jenen Stellen besonders achtsam zu sein.

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Für diese Rezension habe ich mir also ein Thema ausgewählt, das ich mit der in diesem Buch beschriebenen Methode bearbeiten wollte: Da ich in den vergangenen Wochen immer mal wieder darüber nachgedacht habe, worauf ich eigentlich hinarbeiten möchte und wie ich mir meine ideale berufliche und persönliche Zukunft für die nächsten 20 Jahre vorstelle, habe ich mit entschieden, darauf eine Antwort zu finden. Wie möchte ich mich also auf meinen Ruhestand vorbereiten? Was wäre für mich wirklich sinnstiftend?

Um diese Fragen zu beantworten, bin ich so vorgegangen, wie es das Zürcher Ressourcen Modell von Maja Storch und Frank Krause vorschlägt bzw. wie es in dem Buch „Ressourcenorientiertes Einzelcoaching nach dem ZRM®“ beschrieben wird, und habe mir eine Zukunftsvision erarbeitet. Die Autoren/-innen gehen davon aus, dass ein Ziel vor allem dann dauerhaft handlungswirksam wird, wenn es mit dem Selbst bzw. den tatsächlichen (meist unbewussten) Bedürfnissen der betreffenden Person korrespondiert. Bei dieser Methode wird deshalb das Unbewusste mit einbezogen, wenn es bspw. darum geht, ein sogenanntes Motto-Ziel zu formulieren. Gelingen kann dies, indem man auf sogenannte somatische Marker achtet, wie Antonio Damasio das nennt. Zunächst wird also eine Frage bzw. ein Problembereich benannt, zu dem man dann vier Bilder auswählt, die – ohne dass wir das rational begründen müssen – damit korrespondieren und die (ausschließlich) positive Gefühle auslösen. Zwar gibt es speziell für diesen Zweck entwickelte Ressourcen-Karten, jedoch lassen sich m. E. auch andere Motive gut dafür nutzen. Jedenfalls habe ich mir für mein Anliegen über die Bildersuche im Internet vier Gemälde ausgewählt.

Anschließend sollte alles aufgeschrieben werden, also bspw. Namen, Substantive, Verben und/oder Adjektve, die einem zu diesen Bildern einfallen bzw. die man damit assoziiert. Danach werden sämtliche Begriffe, die in dem sogenannten Ideenkorb gelandet sind, auf ihre emotionale Bedeutung hin untersucht und jene ausgewählt, die sehr positive und keinerlei negative Gefühle hervorrufen. Mit Hilfe dieser Wörter, die also eine derartige Affektbilanz aufweisen, soll im nächsten Schritt ein Motto-Ziel formuliert werden, wobei verschiedene Aspekte zu beachten sind. Das fiel mir ehrlich gesagt nicht leicht. An meinem Motto habe ich jedenfalls etliche Tage herumfummeln müssen, bis ich eine Formulierung hatte, die sich wirklich stimmig anfühlte. Man kann sich Maja Storch zufolge übrigens sicher sein, einen kraftvollen Motto-Satz gefunden zu haben, wenn man beim Aussprechen “wie ein Honigkuchenpferd grinst”.

Im Folgenden geht es darum, das Vorhaben zu konkretisieren und es tatsächlich zu einer Herzensangelegenheit zu machen. Dabei fiel mir auf, dass mir zunächst nicht so klar war, was mir eines der Bilder sagen wollte, das ich ausgewählt hatte. Das bemerkte ich aber erst, als ich versuchte, meine Zukunftsvision auszuformulieren. Dabei stellte ich nämlich fest, dass mein vorläufiger Entwurf jene Aspekte vernachlässigte, die dieses Bild wohl zum Ausdruck bringen wollte. Deshalb fühlte sie sich auch nicht stimmig (genug) an. Also musste ich sie korrigieren, bis sie sämtliche Aspekte umfasste, die mir in diesem Zusammenhang tatsächlich wichtig zu sein scheinen. Dabei war ich mit (unnötigen) Ausschmückungen recht sparsam, d. h. ich habe mich auf das Wesentliche beschränkt.

Das Bild, welches ich vernächlässtigt hatte, bringt in meiner Wahrnehmung eine wohltuende Ruhe zum Ausdruck, die mit der von mir zuerst formulierten Zukunftsvision nicht korrespondierte. Obwohl mir die Vielseitigkeit und die Aufregungen, die mit meiner jetzigen Tätigkeiten verbunden sind, noch immer Freude machen, habe ich manchmal den Wunsch, in ruhigere Gewässer zu steuern. Dieses Bedürfnis sollte ich also hinsichtlich meiner weiteren Laufbahnplanung gewiss nicht außer Acht lassen, zumal ich vermute, dass es im Laufe der nächsten 20 Jahre an Bedeutung gewinnen wird.

Konkret geht es mir in meiner Zukunftsvision um die Beantwortung der Frage, womit ich mich künftig vorrangig beschäftigen möchte, sowie um die entsprechenden Rahmenbedingungen. Mein Zielkorridor beinhaltet zwei zentrale Aspekte: (1.) einer befriedigenden und sinnstiftenden Tätigkeit nachzugehen und (2.) mich zugleich auf meinen Ruhestand im höheren Alter vorzubereiten. Sämtliche Ideen dazu, wie mir das Schritt für Schritt gelingen kann, habe ich in einer Mindmap festgehalten, die ich von nun an stetig erweitern bzw. modifizieren kann. Auch potenzielle oder auftretende Schwierigkeiten und sogenannte Notfall- bzw. Wenn-dann-Pläne werde ich dort einfügen. Diese Darstellung ist mit einer Zeitachse versehen, die mir aufzeigt, wo ich gerade stehe und welche Schritte sinnvollerweise folgen sollten.

Von meiner auf diese Weise entwickelten Zukunftsvision bin ich jetzt jedenfalls vollkommen begeistert. Es stimmt mich froh und hoffnungsvoll, mich dieser nun im Laufe der kommenden Jahre allmählich anzunähern bzw. mich dafür einzusetzen, sie Schritt für Schritt zu verwirklichen.

Zur mentalen bzw. präaktionalen Vorbereitung schlagen die Autoren/-innen des Buches vor, sich einen persönlichen Ressourcenpool – bestehend aus einem Bild (oder mehreren), dem Motto-Ziel, Erinnerungshilfen, Iconics (d.h. inneren Bildern), einem (Micro- und Macro-)Embodiment sowie sozialen Ressourcen – zu erstellen bzw. diesen um die noch fehlenden Aspekte zu erweitern, damit jene neuronalen Netze dauerhaft gestärkt werden, die mit dem Ziel korrespondieren. Obwohl in dem Buch ausführlich erläutert wird, warum man sich einen solchen Pool schaffen solle, habe ich mit einzelnen Aspekten sowie mit einigen Fragestellungen, die einem dabei helfen können, diese für sich zu finden, Schwierigkeiten gehabt. Nicht alles erschien mir im Zusammenhang mit meinem Anliegen gleichermaßen nützlich zu sein. Durchgearbeitet habe ich mich da aber dennoch. Es folgten noch einige weitere Hilfestellungen (auch für die Handlungsplanung), die allesamt plausibel waren, sowie praktische Tipps für die Arbeit mit Klienten/-innen im Einzelcoaching. Die verschiedenen Schritte wurden zudem anhand aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse begründet, so dass man auch versteht und erklären kann, warum man so vorgehen sollte, wie es das Modell vorschlägt.

Mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen. Obwohl mir das Modell bereits bekannt war, habe ich von den Autoren/-innen noch einiges dazulernen können. Mein Selbstversuch hat mich zudem dahingehend sensibilisiert, wo und inwiefern es potenziell schwierig oder holprig werden könnte.

Ich bin also begeistert! Jetzt habe ich nämlich einen Zielkorridor für die nächsten Jahre, der sich stimmig anfühlt. Ob ich meine Zukunftsvision eines Tages tatsächlich realisieren kann, wird sich zeigen. Bis dahin werde ich meine berufliche Laufbahn so gestalten, dass ich weitere Erfahrungen sammle, die in diesem Zusammenhang nützlich sind, und auf Gelegenheiten achten, die mich Schritt für Schritt in die gewünschte Richtung bringen (können).

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