Rezension: „Das kleine Buch der Logosynthese“ von Dr. Willem Lammers

Haben Sie es schon einmal im Rahmen einer Selbstreflexion ausprobiert, eine Methode anzuwenden, deren theoretischer Hintergrund nicht mit dem zu korrespondieren scheint, was Sie gelernt haben? Was tun Sie, wenn Sie dabei feststellen, dass Sie damit außergewöhnlich erfolgreich sind, obwohl Sie kaum erklären können, warum Ihnen das auf diesem Wege gelungen ist? Nun, mir ging es jedenfalls so, als ich mich – inzwischen zum wiederholten Male – mit der Logosynthese beschäftigt und dabei ein persönliches Thema bearbeitet habe, das mir zwar nicht besonders wichtig zu sein schien, bei dem es aber – wenn ich ehrlich zu mir bin – in der Vergangenheit auch nicht immer besonders rund lief.

Dieser Ratgeber wurde geschrieben, um Menschen aufzuzeigen, wie sie ihre Themen mit der Logosynthese, die der Psychologe und Psychotherapeut Dr. Willem Lammers entwickelt hat, eigenständig bearbeiten und etwaige Blockaden auflösen können. Die Grundidee dabei ist, dass sich spannungsgeladene Erinnerungen, Vorstellungen und Glaubenssätze mit einfachen Sätzen neutralisieren lassen. Logosynthese bedeutet „mit Worten zusammenführen“. In dem zugrunde liegenden Menschenbild wird zwischen drei Dimensionen unterschieden: (1.) dem physischen Körper, (2.) einem Geist bzw. einer Psyche und (3.) einer Seele, also einem „höheren Selbst“. Letzteres wird auch als „Essenz“ bezeichnet, die einen Menschen auf dieser Erde mit einer Entwicklungs- oder Lernaufgabe sowie mit dem Potenzial, diese zu erfüllen, manifestiert. Die Auseinandersetzung mit der Logosynthese erhöht dem Autor zufolge das Bewusstsein für die individuelle Essenz, was dazu beiträgt, eine zentrale Ursache für so manches Leid zu bekämpfen, in der eigenen Entwicklung voranzukommen und im Leben einen tieferen Sinn zu finden. Sie soll dazu beitragen, jenen Zugang zur Lebensenergie wiederherzustellen, der aus unterschiedlichen Gründen unterbrochen, blockiert oder eingeschränkt sein kann, und diese erneut ins Fließen zu bringen. Das Ziel dabei ist es, die persönliche Lebensaufgabe zu erkennen und sie zu erfüllen. Den Ort, wo das geschehen muss, nennt der Autor „Matrix“. Wer den gleichnamigen Film kennt, wird sich gewiss in etwa vorstellen können, was damit gemeint ist. Wer mehr über den theoretischen Hintergrund der Logosynthese erfahren möchte, wird in diesem kompakten Buch hinreichend informiert. Leserinnen und Lesern, die das Modell skeptisch betrachten, wird empfohlen, es als eine Art Metapher aufzufassen. Das habe ich getan und mir daraufhin ein Thema ausgesucht, an dem ich mit dieser Methode einmal im Selbstversuch arbeiten wollte.

Zunächst einmal habe ich sämtliche Gedanken zu Papier gebracht, die mir hinsichtlich der ausgewählten Thematik einfielen: Selbstbeobachtungen, Überzeugungen, Einstellungen, Haltungen, Einfluss auf verschiedene Lebensbereiche etc. Allein dieses Brainstorming hat schon etwas in mir in Bewegung gebracht. Daraufhin habe ich eine Überzeugung X ausgewählt, die mir zentral und ganz eindeutig dysfunktional zu sein schien, und die ersten drei Schritte der Logosynthese durchgeführt, wobei ich die folgenden Sätze der Reihe nach leise ausgesprochen und zwischendurch sowie im Anschluss daran jeweils kurz meditiert habe:

  1. Ich nehme alle meine Energie, die in der Überzeugung „Ich bin X“ gebunden ist, an den richtigen Ort in mir selbst zurück.
  2. Ich entferne alle Fremdenergie im Zusammenhang mit der Überzeugung „Ich bin X“ aus allen meinen Zellen, aus meinem Körper sowie aus meinem persönlichen Raum und schicke sie dorthin, wo sie wirklich hingehört.
  3. Ich nehme alle meine Energie, die in allen meinen Reaktionen auf die Überzeugung „Ich bin X“ gebunden ist, an den richtigen Ort in mir selbst zurück.

Interessant war es für mich zu erleben, welche Bilder in mir auftauchten, während ich die Sätze aussprach bzw. nachdem ich sie ausgeprochen hatte. Damit, diese zu erläutern und sie zu hinterfragen, hätte ich vermutlich die ein oder andere Therapiestunde füllen können. Wie dem aber auch sei, schon kurz danach wurde mir ein Aspekt bewusst, den ich bislang nicht unbedingt mit meinem Thema in Verbindung gebracht hatte, der nun aber berücksichtigt werden wollte, und zwar so, wie es der vierte Schritt vorsieht:

  1. Ich stimme alle meine Systeme auf diesen neuen Bewusstseinszustand ein.

Ehrlich gesagt, passierte das bei mir wohl automatisch. Jedenfalls hatte ich in den darauffolgenden Tagen eine – hinsichtlich des besagten Aspekts – veränderte Wahrnehmung, die mich dazu veranlasste, einige Veränderungen in meiner unmittelbaren Umgebung vorzunehmen. Da ich damit aber vermutlich erst am Anfang eines längeren Prozesses stehe, betrachte ich das „Experiment“ noch längst nicht als beendet.

Mein Fazit? Es gibt viele Wege, die einen nach Rom führen können. Insbesondere im Rahmen einer Selbstreflexion ist es m. E. hilfreich, auch mal neue oder ungewöhnliche Methoden auszuprobieren, um die eigene Perspektive zu erweitern oder um sie zumindest graduell zu verändern. Die Logosynthese-Brille hat mir jedenfalls etwas aufgezeigt, was mich – obwohl ich das nicht erwartet hätte – im Zusammenhang mit dem von mir ausgewählten Thema schon in kurzer Zeit enorm weitergebracht hat. Ob das nun aber immer und bei allen Problemen gleichermaßen funktioniert, kann ich nicht sagen. Das ist mir allerdings auch nicht so wichtig. Diese Einführung in die Logosynthese lädt jedoch gewiss in vielfacher Weise zum individuellen Experimentieren ein.

Quelle:

  • Willem Lammers (2020). Das kleine Buch der Logosynthese® – Die Macht der Worte in Heilung und Entwicklung. Institut für angewandte Sozialwissenschaften.

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