Rezension: „Fähigkeiten – Werte – Ziele“ von Axelle de Roy & Madeleine Lomans

Da es viele Jahre zu meinen Aufgaben gehörte, Menschen dabei zu unterstützen, einen Wiedereinstieg ins Berufsleben zu finden, war ich interessiert an dem Kartenset, das vor Kurzem im Hogrefe Verlag erschienen ist und das dabei helfen soll, die Laufbahnberatung spielerisch zu gestalten.

Klappentext: „Was will ich im Job erreichen? In welche Richtung will ich mich beruflich weiterentwickeln? Wo liegen meine Stärken? Mit diesen Fragen suchen Klientinnen und Klienten eine Berufs- oder Karriereberatung bzw. ein Coaching auf.“

Da ich zurzeit keine Klienten betreue, die sich beruflich neu orientieren möchten bzw. müssen, habe ich mich entschieden, für diese Rezension meine eigene berufliche Entwicklung zum Thema zu machen, zumal ich immer wieder mal darüber nachdenke, in welche Richtung ich mich weiterentwickeln möchte? Dafür habe ich mir aus dem Set zunächst folgende Karten herausgesucht:

  • 15 Fähigkeiten-Karten
  • 15 Werte-Karten
  • 15 Ziele-Karten
  • 15 Aktions-Karten

Die übrigen 20 Karten machen nur dann Sinn, wenn man das Spiel in einer Gruppe oder wenigstens mit einer anderen Person spielt.

Dann habe ich mir den Protokollbogen heruntergeladen, der auf der Webseite des Verlags hinterlegt ist, und mir folgende Eingangsfrage überlegt: „In welche Richtung möchte ich mich beruflich weiterentwickeln?“ Im Folgenden habe ich die Fragen der ersten drei Kategorien schriftlich beantwortet und nach der letzten Antwort jeweils ein Zwischenfazit formuliert. Das Ergebnis waren insgesamt acht vollgeschriebene DIN-A4-Seiten. Die Aktions-Karten habe ich mir daraufhin lediglich angeschaut.

Zwischenfazit „Fähigkeiten“: Was haben mir meine Antworten auf die Fragen, die auf den Fähigkeiten-Karten standen, aufgezeigt? Eigentlich nichts, was ich nicht schon vorher wusste. Dennoch können einige der Fragen gewiss zu überraschenden Selbsterkenntnissen führen und dabei helfen, sich zu orientieren. Vor allem Frage 15 fand ich interessant, da sie (zumindest bei mir) spannende Einsichten ermöglicht, wenn die entsprechende Antwort gut hinterfragt wird.

  • Frage 15: Stellen Sie sich vor, Sie würden im Mittelalter leben. Welcher Arbeit würden Sie nachgehen?
  • Meine Antwort: Hofnarr

Zwischenfazit „Werte“: Da ich mich nun nicht zu erstem Mal mit meinen Werten beschäftigt habe und mir viele der Fragen bereits bekannt waren, habe ich hier nichts Überraschendes über mich erfahren. Da ich allerdings in jenen Seminaren, in denen ich mit Auszubildenden arbeite, schon oft gehört habe, dass eine Auseinandersetzung mit den eigenen Werten in der Schule kaum thematisiert wurde, denke ich, dass sich mit diesen Fragen insbesondere bei Jugendlichen interessante Entdeckungen machen lassen, die die Auswahl eines passenden Berufs erleichtern.

  • Frage 13: Welche Voraussetzungen (neben dem Gehalt) muss eine Arbeit bzw. Arbeitsstelle für Sie erfüllen?
  • Meine Antwort: Die Arbeitstätigkeit sollte thematisch mit meinem bisherigen beruflichen Tätigkeitsspektrum korrespondieren. Sie sollte möglichst viel Gestaltungsfreiheit bieten und so abwechslungsreich sein, dass sie lange interessant bleibt.

Zwischenfazit “Ziele”: Diese Fragen fand ich deutlich spannender als die vorherigen. Einige meiner Antworten werde ich mir noch einmal genauer anschauen und weiter hinterfragen. Schon jetzt – in der Kürze der Zeit – sind mir beim Beantworten einige Dinge klarer geworden. Zudem waren viele der Fragen sehr inspirierend!

  • Frage 6: Sie steigen in den Aufzug und sehen, dass Ihr „Traum“-Auftraggeber bereits drinnen steht. Wer ist es? Wie lautet Ihr Elevator Pitch?
  • Meine Antwort: Da ich meinen „Traum“-Auftraggeber zunächst einmal gar nicht als solchen erkennen würde, müsste ich bspw. über das Firmenlogo ins Gespräch einsteigen und fragen, womit sich das Unternehmen beschäftigt? Dann würde ich kurz sagen, dass ich Diplom-Psychologe bin und mich beruflich sowie ehrenamtlich mit ähnlichen Themen und Fragestellungen befasse, meine Visitenkarte aushändigen und fragen, ob es möglich wäre, sich bei Gelegenheit mal etwas intensiver miteinander auszutauschen, auch um zu schauen, ob es etwas gibt, was wir füreinander tun können?

Besonders inspirierend fand ich die folgende Frage:

  • Frage 7: Heute Nacht erscheint Ihnen eine gute Fee, die Ihnen einen Wunsch erfüllt: Sie dürfen sich eine bestimmte Fähigkeit wünschen. Welche Fähigkeit würden Sie sich wünschen? Was würden Sie damit machen?
  • Meine Antwort: Wenn es ginge, würde ich mir wünschen, in die Zukunft schauen zu können, z. B. um die Lottozahlen vorherzusehen und entsprechende Tipps abgeben zu können. Damit wären zumindest sämtliche finanziellen Probleme lösbar. Diese Antwort ist aber vielleicht etwas zu platt. Von daher würde ich mir wohl die Fähigkeit wünschen, stets einen optimalen Zugriff auf meine persönlichen Ressourcen zu haben, um aus jeder Situation prinzipiell das Beste machen zu können.

Das Spiel endet mit den Aktions-Karten, auf denen in der Regel Anweisungen gegeben werden, die die Spieler/-innen ins Handeln bringen sollen. Das hat mir sehr gut gefallen! Würde ich heute noch Bewerbungstrainings durchführen, in denen ich die Zeit hätte, ein solches Spiel einzusetzen, dann täte ich es ganz gewiss! Aber vielleicht habe ich ja eines Tages mal die Gelegenheit, es mit einem Klienten oder einer Klientin auszuprobieren?

Fazit: Das „Spiel“ ist m. E. rundum gelungen! Für Menschen, die sich beruflich (um)orientieren wollen, bietet es viele Anregungen, und es sollte dazu führen, die entwickelten Ideen auch direkt in die Tat umzusetzen.

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