Rezension: „In Worten Lösungen finden“ von Günter G. Bamberger

Als ich davon hörte, dass Günter G. Bamberger, der Autor von „Lösungsorientierte Beratung“, ein Kartenset herausgegeben hat, das sich im Coaching oder in der Therapie nutzen lässt, wurde ich neugierig. In der Beschreibung kann man darüber Folgendes lesen: „Es sind Aussagen oder Kognitionen aus der alltäglichen Lebenswelt, Sprichworte oder Allgemeinplätze, die jeweils in einem Set ein Thema aufarbeiten. Die Arbeit mit den Aussagen hilft dabei, das jeweilige Thema in seiner Bedeutung für die Klient_innen und damit für die Behandlungsplanung zu erschließen. Die Karten sind im Einzel- sowie im Gruppensetting und bei Erwachsenen und Jugendlichen einsetzbar. Sie bieten viele Anwendungsvarianten und verhelfen zu kreativen und individuellen Therapieelementen.“ Wie man mit diesen Karten arbeiten kann, wird in dem Begleitheft verraten, das Sie hier einsehen können: www.lernwelt.at/loesungen-finden-in-worten_leseprobe.pdf.

Nun habe ich mir das Set besorgt und mir die Frage gestellt, ob ich damit überhaupt etwas anfangen kann? Also beschloss ich, es einfach auszuprobieren. Dafür habe ich mir ein Thema überlegt, mit dem ich mich tatsächlich seit vielen Jahren immer mal wieder beschäftige, mich für eine der Übungen („Collage“) entschieden und daraufhin selbst mit den Karten gearbeitet. Ich wollte wissen, inwieweit es tatsächlich hilfreich sein kann, ein solches Tool heranzuziehen.

Mein Thema als Collage

Da ich mir über „mein Thema“ bereits etliche Gedanken gemacht habe, ging ich nicht davon aus, dass mich eine Bearbeitung mit diesem Set zu neuen Erkenntnissen führen könnte. Aber gut …, Versuch macht klug.

Zunächst stellte ich mir vor, ich hätte die Aufgabe, mir alle 88 Karten anzusehen und zu entscheiden, welche davon ich für „meine“ Collage nutzen möchte. Um es mir möglichst einfach zu machen, habe ich drei Kategorien definiert, denen ich die verschiedenen Aussagen daraufhin zuordnen konnte:

  1. Aussagen, die in diesem speziellen Zusammenhang m. E. nicht hilfreich sind.
  2. Aussagen, denen ich zwar grundsätzlich zustimme, die aber m. E. nur wenig mit dem Thema zu tun haben, um das es mir gerade geht.
  3. Aussagen, die zu meinem Thema passen UND denen ich zustimme.

Der 3. Kategorie konnte ich 15 Karten zusortieren, was für eine Collage reichen sollte. Also habe ich die Aussagen daraufhin auf einem Tisch verteilt und neu angeordnet:

Das Ergebnis hat mich tatsächlich überrascht, da es mir ein Muster offenbarte, das mir so noch nicht vollständig bewusst war. Meine Einstellung zu diesem Thema, das mich schon viele Jahre beschäftigt, ist keineswegs konstant. Je nachdem, welche Perspektive ich einnehme, bin ich zum Beispiel mal optimistisch und mal eher nicht. Das hängt u. a. von den äußeren Umständen ab, die in diesem Zusammenhang eine Rolle spielen, aber natürlich auch von meiner jeweiligen Stimmung sowie von meiner allgemeinen Befindlichkeit. Im Grunde genommen scheine ich mich aber seit Jahren irgendwie immer wieder im Kreis zu drehen.

Die verschiedenen Perspektiven bzw. Zustände, die mir allesamt bestens vertraut sind, habe ich also rundherum um die Karte „Wir drehen uns im Kreis“ platziert. Links oben links und rechts unten habe ich die verbleibenden vier Aussagen abgelegt, die zwei durchaus charakteristische Grundhaltungen repräsentieren, die ich zu dieser Thematik einnehme. Eine bewahrt mich weitgehend davor, mich auf unnötige Risiken oder Dramatisierungen einzulassen, die andere hilft mir dabei, der damit verbundenen Problematik sogar etwas Positives abzugewinnen.

Als ich die Collage nun eine Weile auf mich wirken ließ, wurde mir klar, dass es in diesem „Kreislauf“ eigentlich nur eine Phase gibt, in der ich einen optimalen Zugriff auf meine Ressourcen habe und in der ich meistens auch etwas bewirke. Daraufhin fragte ich mich, was ich tun kann, um in diese Phase hineinzugelangen, und was mich normalerweise wieder aus ihr herausführt? Meine Collage hat mir also eine vollkommen andersartige Sicht auf mein Thema ermöglicht und zugleich aufgezeigt, wie es mir gelingen könnte, einen wohltuenderen Umgang damit hinzubekommen. Zwar ist das Problem damit noch nicht gelöst, aber immerhin habe ich jetzt einen neuen Ansatz. Das ist wesentlich mehr, als ich erwartet hätte.

Eigentlich wollte ich, bevor ich diesen Artikel schreibe, mindestens noch eine weitere Übung ausprobieren. Ich habe mich dann aber doch entschieden, das Kartenspiel zu beenden. Mit dem, was mir die Übung aufgezeigt hat, bin ich mehr als zufrieden. Von daher kann ich guten Gewissens sagen, dass sich der Einsatz des Sets tatsächlich lohnen kann. Das Preis-Leistungs-Verhältnis passt ebenfalls. Obwohl ich zunächst skeptisch war, komme ich nun zu dem Fazit, dass es eine gute Idee war, ein solches Kartenset zu entwickeln.

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