Wer nicht leiden will, muss handeln?

Um mit Verletzungen umgehen zu können, entwickeln wir alle irgendwelche Strategien, die mal mehr und mal weniger funktional sind. Vor Kurzem wurde ich mit der Frage konfrontiert, ob es überhaupt eine gute Idee sei, mit Belastungen vornehmlich handlungsorientiert umzugehen, d.h. im Zusammenhang mit einem problematischen Erlebnis in irgendeiner Weise möglichst rasch aktiv zu werden, also stets sofort etwas mehr oder weniger Sinnvolles zu tun? Resultiert daraus nicht lediglich ein “blinder Aktionismus”, der zu nichts führt? Es gibt etliche Bewältigungsstrategien, die wenig hilfreich sind. Einige davon können das Leiden sogar verlängern und/oder verstärken. Ist es also zwangsläufig dysfunktional, wenn man versucht, den Schmerz durch das eigene Handeln zu betäuben? Ich denke nicht.

Übertriebene Handlungsorientierung

Allerdings können auch Strategien, die in einem spezifischen Kontext durchaus Sinn machen, zu Gewohnheiten werden und im Laufe der Zeit eine destruktive Eigendynamik entwickeln. Das gilt selbstverständlich auch für den “Aktionismus”. Was dann nicht selten folgt, sind unvermittelte Rückschläge – gelegentlich sogar Schicksalsschläge. Spätestens dann sollte man das eigene Verhalten m. E. überdenken und ggf. korrigieren.

Bild: Manfred Evertz

Die “kleinen” Schritte

Es ist allerdings nicht so einfach, automatisierte Verhaltens- oder Reaktionsmuster abzulegen. Deshalb ist es wohl kaum ratsam, sondern eher zum Scheitern verurteilt, sich von Grund auf bzw. viele Dinge (oder alles) auf einmal verändern zu wollen. Größere Aussichten auf Erfolg hat es, wenn man zunächst schaut, welche kleineren (ersten) Schritte man machen könnte, um eine gewünschte Entwicklung (wenigstens schon einmal) in Gang zu bringen. Dann fällt es in der Regel auch leichter, umgehend mit der Umsetzung zu beginnen.

Funktionale Lageorientierung

Was ist aber, wenn man nicht weiß, was man tun soll oder kann? Ständiges Grübeln bringt einen dann meistens auch nicht weiter. Manchmal hilft es aber schon, die mit einer schmerzhaften Erfahrung einhergehenden Gefühle und Gedanken zu Papier zu bringen, um sie besser zu verstehen und daraufhin einen neuen Weg zu finden, wie man mit ihnen umgehen möchte.

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