Rezension: “Konfliktmanagement-Trainings erfolgreich leiten” von Thomas Schmidt

“Konflikte sind immer auch Entwicklungschancen. Für den Einzelnen, für Teams und Organisationen. Oft entwickeln Menschen sich selbst und ihre Beziehungen zueinander erst dann weiter, wenn sie in der Lage sind, Konflikte zu lösen.”

Suchen Sie nach einem (minutiös ausgearbeiteten) Seminarkonzept zum Thema „Konfliktmanagement“? Dann finden Sie in dem Buch „Konfliktmanagements-Trainings erfolgreich leiten“ von Thomas Schmidt ein 3-Tage-Programm mit vielen verschiedenen Übungen, theoretischen Erläuterungen und zahlreichen Arbeitsmaterialien, die allerdings kopiert oder abgeschrieben werden müssen, da sie leider nicht – wie gewohnt – zum Download zur Verfügung stehen. Weil ich es bevorzuge, meine Seminare flexibel bzw. prozessorientiert zu gestalten, kann ich mit einer solchen Struktur nur wenig anfangen, dennoch gibt sie den Inhalten einen Rahmen, der m. E. nachvollziehbar und sinnvoll ist. Einige Rezensenten bemängeln, dass die vorgegebenen Zeiten zur Bearbeitung der einzelnen Themen sehr knapp bemessen sind. Dazu kann ich folglich auch nichts sagen. Der Autor hat sich aber sehr bemüht, das Seminar abwechslungs- und facettenreich zu gestalten. Viele der besprochenen Modelle und Übungen waren mir bereits vertraut. Einige davon habe ich selbst in entsprechende Workshops integriert. Mit anderen habe ich bislang in abgewandelter Form gearbeitet. Ich habe mich trotzdem inspirieren lassen und mir aus dem Buch jene Ideen herausgesucht, die ich künftig auch mal ausprobieren möchte.

So wird zum Beispiel für den Einstieg eine „soziometrische“ Übung vorgeschlagen, bei denen sich die Teilnehmer nach bestimmten Kriterien (z. B. Wohnort) im Raum verteilen sollten, um miteinander ins Gespräch zu kommen. Diese Methode scheint unter meinen Kollegen/-innen recht beliebt zu sein. Interessanter wird es m. E. dann, wenn man dafür gezielt Aspekte auswählt, die mit dem Thema der Veranstaltung korrespondieren. Dann kann diese Übung nämlich mehr bewirken, als nur zur Unterhaltung und zum gegenseitigen Kennenlernen der Teilnehmer/-innen beizutragen. Beginnen könnte man mit der Frage, wie oft die Teilnehmer/-innen bereits in Konflikte (am Arbeitsplatz) verwickelt waren? Um sich im Raum zu positionieren, müsste dann in den Gesprächen untereinander ausgehandelt werden, was unter „vielen“ und „wenigen“ zu verstehen ist. Dann könnte man sich bspw. vorstellen, der Raum bestünde aus zwei Achsen: (1.) offensiver vs. defensiver Umgang mit Konflikten sowie (2.) kooperatives vs. konkurrierendes Verhalten. Haben sich die Teilnehmer/-innen dann im Raum aufgestellt, könnte darüber gesprochen werden, warum sie sich in der Vergangenheit (vorrangig) für einen entsprechenden Konfliktaustragungsstil entschieden haben? Anschließend bietet es sich an, diese vier Stile auf einem Flipchart genauer darstellen zu lassen: Wie geht man offensiv/defensiv mit Konflikten um? Wie zeigt sich ein kooperatives/konkurrierendes Verhalten in Konflikten? Welche Vorteile bzw. Nachteile könnte das jeweils mit sich bringen?

Interessant war es für mich, eine ausführliche Anleitung zur Arbeit mit der Stuhltechnik zu lesen. Obwohl ich sie schon seit vielen Jahren in allen möglichen Varianten einsetze, habe ich mich bislang nicht getraut, darüber auch mal einen Text zu schreiben. Mir erschien das, was dabei geschehen kann, nicht vorhersehbar genug zu sein, um einen entsprechenden Dialog zu konstruieren. Dem Autor ist das aber ganz hervorragend gelungen.

Beim Konfliktmanagement geht es auch um Kommunikation. Zwar gibt es auch ein paar sehr spezifische Modelle (z. B. das Stufenmodell der Konflikteskalation von Friedrich Glasl), die meisten Ideen werden allerdings auch in Kommunikationstrainings vermittelt. Es überrascht mich also nicht, dass Thomas Schmidt auch hierüber bereits ein Buch geschrieben hat. In meinen Seminaren habe ich festgestellt, dass den meisten Teilnehmern/-innen die gängigen Modelle zwar bereits gut bekannt sind, ihnen die konsequente oder zielgerichtete Anwendung im Falle eines Konflikts allerdings oft mehr Schwierigkeiten bereitet, als es zu wünschen wäre.

Eine Inhaltsangabe sowie eine ausführliche Beschreibung dessen, was Sie in diesem Buch erwartet, finden Sie auf der Seite des Verlags. Dazu möchte ich nur kurz sagen, dass die Themen und Modelle, die mir im Zusammenhang mit Konfliktmanagement-Trainings wesentlich zu sein scheinen, allesamt darin auftauchen und didaktisch vorbildlich aufbereitet wurden. Mir hat das Buch jedenfalls außerordentlich gut gefallen! Den Rat von Thomas Schmidt, es als Nachschlagewerk zu nutzen, werde ich von daher sicher befolgen.

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