Achte auf das, was wirklich wichtig ist!

Was ist wirklich wichtig im Leben? Worauf kommt es an? Diese Fragen beschäftigen mich seit jeher. Es gibt gewiss etliche Möglichkeiten, das für sich selbst herauszufinden. Eine davon ist es, sich einmal vorzustellen, man wäre bereits am Ende seines Lebens angelangt und könnte seinem heutigen Ich eine Botschaft senden. Was würden Sie sich mitteilen?

“Erst am Ende des Weges stehen die Antworten.” Laotse

Opa Rainer

Vor einigen Jahren habe ich einen Brief an jenen kleinen Jungen geschrieben, der ich einst war: Ein Friedensangebot an das innere Kind. Diese Übung erleichterte es mir seinerzeit, so etwas wie Selbstmitgefühl zu entwickeln. Die Arbeit mit meinem „inneren Kind“ hat sich damals sehr wohltuend auf meine Persönlichkeitsentwicklung ausgewirkt. Deshalb habe ich mir überlegt, wie es wohl wäre, wenn ich in 30 Jahren auf mein heutiges Leben zurückblicke? Was würde ich mir für mich wünschen? Gäbe es etwas, das ich mir mitzuteilen hätte? So habe mir also vorgestellt, ich wäre bereits ein alter Mann. Aus dieser Perspektive habe ich erneut einen Brief an mich geschrieben. Folgendes würde mir „Opa Rainer“ also wahrscheinlich sagen wollen:

Lieber Rainer,

ob ich in 30 Jahren die Gelegenheit haben werde, mit Dir zu sprechen, weiß ich nicht. Vielleicht bin ich dann nicht mehr hier. Deshalb möchte ich Dir schon heute etwas Wichtiges sagen:

Du bist jetzt 47 Jahre auf dieser Welt. Dein Leben verlief gewiss nicht immer so, wie Du es Dir vorgestellt hast, trotzdem denke ich, kannst Du damit zufrieden sein. Eigentlich. Drei Ratschläge, die Du ernst nehmen solltest, möchte ich Dir aber gern mit auf den Weg geben:

1. Umgebe Dich mit Menschen, die Dich so lieben, wie Du bist!

Als ich in Deinem Alter war, dachte ich, ich müsse mein Leben eigenverantwortlich und selbstbestimmt führen. Dir ist es wichtig, etwas aus Deinem Leben zu machen, damit Du am Ende nicht sagen musst, Du hättest es vergeudet. Das ist in Ordnung. Ich weiß ja, wie es dazu kam, dass Du das so siehst. Trotzdem wäre es Dir zu wünschen, dass Du Dich nicht nur allein darauf konzentrierst. Manchmal habe ich nämlich den Eindruck, dass Du es Dir nicht erlaubst, glücklich zu sein. Deshalb frage ich Dich nun, welche „Schuld“ Du eigentlich begleichen willst? Was glaubst Du, wiedergutmachen zu müssen? Und denkst Du, dass das wirklich funktioniert? Wäre ich Dein Klient gewesen, hättest Du vermutlich alles getan, was in Deiner Macht steht, um mir diesen Unsinn bewusst zu machen. Wenn Du jetzt sagst, dass ich niemals Dein Klient war und Du deshalb auch keinen derartigen Auftrag hattest, muss ich Dir die Frage stellen, warum Du ausgerechnet mir das, was für viele andere Menschen ganz selbstverständlich ist, nicht ermöglichen willst? Ich hoffe jedenfalls sehr, Du überdenkst Deine Haltung und findest bald einen Menschen, der Dich so liebt, wie Du bist. Und natürlich hoffe ich auch, dass Du diese Liebe erwidern kannst. Kümmere Dich auch mehr um Deine Freunde! Sie hatten in Deinem Leben stets eine große Bedeutung. Sie gaben Dir Halt und Kraft. Bitte zeige ihnen auch jetzt, dass sie wichtig für Dich sind! Eigentlich kannst Du ja Nähe zulassen und Du sehnst Dich gewiss auch danach. Was soll das Wort „eigentlich“ dann überhaupt noch in diesem Satz?

2. Kümmere Dich auch um Dich!

Es fiel Dir schon immer leicht, Mitgefühl für Deine Mitmenschen zu entwickeln und ihre Sorgen ernstzunehmen. Mit Dir selbst bist Du aber bislang ziemlich fahrlässig umgegangen. Zwar weißt Du schon jetzt, wie irrational die Überzeugung ist, dass nur derjenige, der sich für etwas aufopfert, wahrhaftige Anerkennung verdient. Über die Konsequenzen, die sich aus dieser Einsicht ergeben, scheinst Du Dir allerdings noch nicht ganz klar zu sein. Da weiß ich in meinem hohen Alter bestimmt mehr als Du. Deshalb rate ich Dir Folgendes: Kümmere Dich bitte auch um Dich! Du musst Dich nicht für irgendein Ideal aufopfern! Menschen – und dazu gehörst auch Du – sind wichtiger als Ideale. Verstehst Du, was ich damit meine?

3. Schließe Frieden mit Dir und mit Deiner Vergangenheit!

Wenn ich Dich jetzt beobachte, sehe ich das Kind in Dir, das sich noch immer nicht gesehen fühlt. Warum gelingt es Dir nicht, es einfach in den Arm zu nehmen und es zu beruhigen? Warum lässt Du Dich noch immer so oft von seinem Trotz und seinen Ängsten leiten? Was vergangen ist, ist vergangen. Und auch das, was Du heute bist und erlebst, wird eines Tages Vergangenheit sein. Du kannst nur Deine Gegenwart gestalten. Dafür brauchst Du aber nicht immer auf das zu schauen, was Dir damals fehlte. Achte lieber mehr darauf, was Du heute hast, und schließe endlich Frieden mit Deiner Vergangenheit. Dann sollte es Dir auch gelingen, Dein Leben zu lieben. Du musst wissen, dass es einige Menschen gibt, die in Dir etwas sehen, was Du selbst vielleicht nicht wahrhaben willst, und die Dich deshalb mögen. Du weißt, dass ich recht habe. Deshalb schaue bitte nach vorn und sei nicht immer so streng zu Dir!

Achte auf das, was wirklich wichtig ist. Ich liebe Dich!

Herzliche Grüße, Dein Opa Rainer

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