Die Inseln der Glückseligkeit

Kennen Sie das Gefühl, das entsteht, wenn man – obwohl man sich wahrhaftig um ein Vorankommen bemüht – irgendwie nur noch auf der Stelle zu treten scheint? Beschreiben ließe sich ein solcher Zustand m. E. gut wie folgt: „Man fühlt sich, als wäre man in der Mitte eines Meeres, umgeben von verschiedenen Inseln der Glückseligkeit, auf die man gern zusteuern würde. Doch so sehr man sich auch anstrengt bzw. egal, in welche Richtung man sich zu bewegen versucht, man kommt auf keiner dieser Inseln an.“ Die Inseln stehen hier stellvertretend für erstrebenswerte Ziele. Ist man also mit einigen (vielleicht ganz wesentlichen) Aspekten des eigenen Lebens unzufrieden, sieht aber fast nur noch „Baustellen“ um sich herum, kann das dazu führen, dass man allmählich handlungsunfähig wird. Das in diesem Artikel vorgestellte Coaching-Tool kann in solchen Situationen hilfreich sein.

  • Anlass bzw. Thema: „Ich habe das Gefühl, nirgendwo wirklich anzukommen.“
  • Material: Großes Blatt Papier (DIN A3), Ressourcen-Karten (z. B. die ZRM-Bildkartei von Maja Storch)

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In dieser Übung geht es also darum, Klarheit darüber zu erlangen, wohin die Reise eigentlich gehen soll und was einen bislang daran gehindert hat, das gewünschte Ziel zu erreichen.

Schritt 1: Lebensbereiche und Zukunftsvisionen

Zunächst sollte das Problem („Unzufriedenheit mit der aktuellen Lebenssituation“) in seine einzelnen Bestandteile bzw. Problemfelder zergliedert werden, um es überschaubarer zu machen. Für die verschiedenen Aspekte des Problemkonglomerats werden daraufhin Zukunftsvisionen („Wie stelle ich mir eine optimale Lösung vor?“) entwickelt, die sich anschließend mit Ressourcen-Karten visualisieren lassen. Das wiederum hat den Zweck, die entsprechenden Ziele emotional aufzuladen.

  • Nehmen Sie sich ein größeres Blatt Papier (DIN-A3) und zeichnen Sie sich in die Mitte.
  • Schreiben Sie jene Lebensbereiche drumherum, die Ihnen wichtig sind und bei denen Sie den Wunsch haben, endlich „anzukommen“.
  • Überlegen Sie sich jetzt für jeden dieser Lebensbereiche, wie eine ideale Zukunft aussehen könnte. Was genau wünschen Sie sich? Was sollte sich verändern?
  • Wählen Sie daraufhin für jeden dieser Lebensbereiche eine Karte aus, die mit Ihrer Zukunftsvision in Resonanz geht und legen Sie diese auf die entsprechende Stelle des Blattes.

Tipp: Lassen Sie die Auswahl der Karten kommentieren und hören Sie dabei aufmerksam zu. Auf diese Weise erhalten Sie in der Regel interessante Einblicke in die Wirklichkeitskonstruktionen Ihrer Klienten/-innen, die Sie im weiteren Verlauf des Gesprächs aufgreifen und hinterfragen können. Es ist übrigens zu empfehlen, ein Foto von dem entstandenen Bild zu machen.

Schritt 2: Hinterfragung der Konfliktfelder

Wenn wir etwas erreichen wollen, es aber nicht gelingt, steckt nicht selten ein innerer Konflikt dahinter, der zunächst aufgelöst werden will. Bitten Sie Ihre Klienten/-innen nun also, sich zu jeder der Karten (bzw. zu jeder Zukunftsvision) folgende Fragen zu stellen:

  • Was will ich? Was ist mir wichtig, um glücklich oder wenigstens zufrieden zu sein? Wie stelle ich mir meine erwünschte Zukunft konkret vor? Formulieren Sie für jeden Lebensbereich fünf zentrale Aspekte!
  • Was fehlt? Was brauche ich noch, um das Gefühl zu haben, angekommen zu sein? Welchen Mangel spüre ich? Finden Sie ein passendes Wort dafür!
  • Was trennt mich? Was hält mich davon ab? Welches Gefühl steht dazwischen? Spüren Sie in dieses Gefühl hinein! Lassen Sie es einmal bewusst zu und schauen Sie, was es Ihnen sagen möchte!
  • Darf ich? Angenommen, Sie könnten sofort dorthin gelangen, würden Sie sich das erlauben? Oder gibt es ein Gebot, gegen das Sie verstoßen müssten?
  • Was erlaube ich mir nicht? Was verbietet es Ihnen, Ihr Glück zu finden? Was müssten Sie möglicherweise dafür aufgeben bzw. was könnten Sie auf dem Weg dorthin verlieren? Wozu wären Sie auf keinen Fall bereit? Formulieren Sie entsprechende Gebote und Verbote.

Tipp: Natürlich ist nicht immer jede der Fragen gleichermaßen zweckmäßig. Die Grundregel, dass jedes Gespräch einen individuellen Verlauf hat, an den ein Tool angepasst werden muss, damit es nützlich und hilfreich ist, gilt folglich auch hier. Vertrauen Sie also Ihrer Intiution und wählen Sie jeweils nur jene Fragen aus, die Ihnen hinsichtlich des entsprechenden Problemfelds zielführend zu sein scheinen. Erfahrungsgemäß macht es zudem Sinn, sich vage oder unklare Antworten genauer erläutern zu lassen (z. B. mit Konkretisierungs- oder Verflüssigungsfragen). Achten Sie dabei auch auf bedeutsame Aussagen sowie auf die emotionalen Reaktionen und heben Sie diese ggf. besonders hervor, indem Sie sie paraphrasieren bzw. verbalisieren.


Exkurs: Paraphrasieren & Verbalisieren

Beim Paraphrasieren geht es darum, die Äußerungen des Klienten mit eigenen Worten zu wiederholen bzw. zusammenzufassen. Dadurch lässt sich überprüfen, ob das Gesagte richtig verstanden wurde. Zudem lässt sich das, was besonders bedeutsam zu sein scheint, deutlicher hervorheben, um es bewusster zu machen. Beim Verbalisieren geht es hingegen darum, auf emotionale Reaktionen zu achten, also jene Gefühle zu verstehen und zur Sprache zu bringen, die zwar gezeigt, aber nicht explizit benannt werden.


Schritt 3: Auflösung der Blockaden

In dieser Phase geht es darum, mit den Ergebnissen aus dem 2. Schritt weiterzuarbeiten, um Lösungen zu entwickeln. Vorab bietet es sich an, nach möglichen Gemeinsamkeiten oder Parallelen zu schauen, die den verschiedenen Problemfeldern zugrunde liegen.

  • Wie lassen sich Ihre Blockaden lösen? Stehen Sie überhaupt zur Disposition? Welche Sichtweise ist hilfreich, um sie auszuräumen oder um sie durchlässiger zu machen? Formulieren Sie ggf. Erlaubnisse, die sich stimmig für Sie anfühlen.
  • Welche Entwicklungsaufgaben sehen Sie? Was können Sie konkret dafür tun, um sich dem jeweiligen Ziel anzunähern?
  • Wie können Sie sich selbst „grünes Licht“ dafür geben? Formulieren Sie Ihr persönliches „Go!“-Signal (z. B. in der Form eines Mottosatzes).
  • Mit welchen Problemen ist bei der Umsetzung Ihres Vorhabens am ehesten zu rechnen? Welche Hindernisse könnten Ihnen dabei im Weg stehen? Entwickeln Sie schon im Vorfeld sogenannte „Wenn-dann“-Pläne, die ihnen dabei helfen, sie im Falle eines Falles aufzulösen oder zu überwinden

Tipp: Richten Sie den Fokus immer wieder auf die Gefühlsebene, da diese für die Aufdeckung und Klärung innerer Konflikte sowie für die Herausarbeitung und Stärkung der Motivation besonders bedeutsam ist.


Exkurs: Mottosatz

Dieser Begriff wird u. a. in dem Zürcher Ressourcen Modell ® verwendet. Maja Storch sagte hierzu in etwa Folgendes: “Ein Motto-Satz ist dann gut, wenn der- oder diejenige, der oder die ihn für sich entwickelt hat, „glückselig grinst“, sobald er oder sie sich daran erinnert.”

Literatur: Maja Storch & Frank Krause (2007). Selbstmanagement-ressourcenorientiert. Grundlagen und Trainingsmanual für die Arbeit mit dem Zürcher Ressourcen Modell (ZRM). 4. vollständig überarbeite Auflage. Verlag Hans Huber.


Schritt 4: Zusammenfassung der Ergebnisse

Fassen Sie die wesentlichen Erkenntnisse abschließend nochmals zusammen:

  • Welche Einsichten haben Sie gewonnen?
  • Welche Ideen haben Sie entwickelt?
  • Welche Entwicklungsaufgaben sehen Sie?
  • Was sind Ihre nächsten Schritte?

Tipp: Bitten Sie Ihre Klienten/-innen darum, die wichtigsten Erkenntnisse schriftlich festzuhalten, damit sie nicht so schnell in Vergessenheit geraten. Bei der Formulierung der nächsten Schritte sollten Sie sich an dem Motto „Weniger ist mehr!“ orientieren, um die Wahrscheinlichkeit, dass sich Ihre Klienten/-innen eventuell überfordern, möglichst gering zu halten.

“In einem Meer voll Schwierigkeiten liegt immer eine Insel der Möglichkeiten.” Unbekannter Verfasser

Literaturempfehlung:

  • Frank Krause & Maja Storch (2017). Ressourcen aktivieren mit dem Unbewussten: Die ZRM-Bildkartei – Bildformat DIN A6 (2. überarbeitete Auflage). Verlag Hans Huber.

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Das Leben ist eine Baustelle!

Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, Ihren Kompass neu auszurichten? Oder möchten Sie gern verstehen, warum Sie an einem bestimmten Punkt nicht weiterkommen? Oder suchen Sie gerade nach einer neuen Perspektive, die frischen Wind in Ihr Leben bringt?

Mich beschäftigen diese Fragen jedenfalls. Deshalb habe ich versucht, Antworten darauf zu finden. Dabei hat mich die von mir eigens dafür entwickelte Vorgehensweise zu einer ganz erstaunlichen Selbsterkenntnis geführt. Um zu überprüfen, inwieweit das auch bei anderen Menschen funktionieren kann bzw. inwieweit ich die Instruktionen, die ich in diesem Zusammenhang ausformuliert und selbst befolgt habe, noch überarbeiten müsste, damit es das kann, habe ich diese Methode inzwischen mehrfach getestet.

Hier finden Sie also die überarbeitete Fassung meiner Vorgehensweise:

Personality Toolbox

Mit dem Kartenset „Personality Toolbox“ von Elmar Rauschert und Uwe Schirrmacher (managerSeminare Verlag, 2017) lassen sich verschiedene Themen im Rahmen eines Coachings begleiten.

Die in dem Begleitheft vorgestellte Übung „House of Life“ wird u. a. wie folgt eingeleitet: „Das Tool bietet sich an, wenn der Klient das Ziel hat, etwas in seinem Leben ändern zu wollen oder gar zu müssen, aber nicht genau weiß, was das konkret ist oder wo er ansetzen soll. […] Es dient […] als Diagnostik-Tool für ein prophylaktisches Screening, wo genau in unserem Leben künftig Handlungsbedarf entsteht.“ Diese Aussage passt auch sehr gut zu der von mir entwickelten Vorgehensweise, die ich im Folgenden erläutere.

Das Leben ist eine Baustelle!

Es ist zwar schon eine Weile her, als ich den gleichnamigen Film von Wolfgang Becker und Tom Tykwer gesehen habe, der Titel ist mir aber bis heute sehr gut in Erinnerung geblieben. Die Metapher gefiel mir schon damals. Die vielen Herausforderungen und Probleme, mit denen wir uns Tag für Tag beschäftigen, können jedoch manchmal dazu führen, dass wir das Wesentliche aus den Augen verlieren: Was wollen wir und wie können wir das erreichen? Was ist uns wirklich wichtig? Und warum geraten wir in manchen Lebensbereichen immer wieder in Schwierigkeiten, die auf eigentümliche Weise typisch für uns sind, während wir uns in anderen ganz hervorragend zu behaupten wissen?

Manchmal scheint es also, als würde uns irgendetwas daran hindern, mit uns oder unserem Leben zufrieden zu sein. Nicht immer ist uns aber klar, warum wir das nicht sind, nicht vorankommen oder immer wieder vor ähnlichen Problemen stehen.

Mit dem Kartenset aus der Personality-Box lassen sich jene Problembereiche identifizieren, die in diesem Zusammenhang von Bedeutung sein könnten, sowie Entwicklungspotenziale und entsprechende Entwicklungsaufgaben ableiten.

Das Kartenset unterteilt sich in die folgenden acht Kategorien, denen jeweils 15 Begriffe zugeordnet sind:

Körper

Seele

Privat

Arbeit

Entspannung

Grenzerfahrung

Leistungsfähigkeit

Schönheit

Schlaf

Fitness

Körperkontakt

Pflege

Temperatur

Esslust

gesunde    Ernährung

Lust

Aktivität

Genussmittel

Gesundheit

Glaube

Wissen

Werte

Spiritualität

Kreativität

Liebe

Balance

Vision

Hilfsbereitschaft

Erfüllung

Gelassenheit

Weisheit

Humor

Muße

Frieden

Kontrolle

Ordnung

Sport

Politisches Engagement

Familie

Unterhaltung

soziales Engagement

Unabhängigkeit

Kreativität

Kultur

Bildung

Freunde

Status

Konsum

Hobby

Leistung

Abwechslung

Selbständigkeit

Erfüllung

Kreativität

Perfektionismus

Durchsetzungs-fähigkeit

Karriere

Ordnung

Kontrolle

Geld

Ziele

Eloquenz

Teamgeist

Erfolg

Werte

Finanzen

Fühlen

Denken

Gerechtigkeit

Spiritualität

Zuverlässigkeit

Sicherheit

Ästhetik

Ordnung

Harmonie

Macht

Toleranz

Tradition

Status

Freiheit

Geborgenheit

Besitz

Ehrlichkeit

Sparsamkeit

Dankbarkeit

Sinn

Chancen

Wohlbefinden

Kontrolle

Verpflichtungen

Großzügigkeit

Solidarität

Überblick

Selbstwert

Potenzial / Wachstum

Auskommen

Einstellung

Schulden

rücksichtsvoll

emotional

träumerisch

leidenschaftlich

vertrauensvoll

kommunikativ

hilfsbereit

kontaktfreudig

einfühlsam

begeisternd

ideenreich

achtsam

intuitiv

optimistisch

ausdrucksstark

realistisch

gründlich

direkt

durchdacht

beherrscht

geplant

kritisch

logisch

systematisch

beharrlich

sachlich

begründet

strukturiert

vernünftig

überlegt

Die 120 Karten bilden also ein recht umfassendes Spektrum jener Themen ab, die im Leben eine Rolle spielen bzw. spielen können. Auf der Rückseite werden die entsprechenden Begriffe übrigens kurz definiert bzw. erläutert.

Schritt 1: Konzentration auf das Wesentliche

Bei einen so breit gefassten Spektrum ist davon auszugehen, dass nicht jedes Thema bei jedem Menschen gleichermaßén relevant ist oder es überhaupt repräsentiert werden muss. Deshalb empfehle ich, die Komplexität der Themen in einem ersten Schritt um ein Drittel zu reduzieren.

  • Instruktion: Wählen Sie zunächst aus jeder der acht Kategorien fünf Karten aus, die Ihnen persönlich aus unterschiedlichen Gründen eher irrelevant zu sein scheinen.
  • Leitfrage: Zu welchen Themen haben Sie (zurzeit) am wenigsten Bezug?

Diese ersten Reduktion hat den Zweck, das vorliegende Kartenset zu individualisieren. Diese vierzig Karten dürfen Sie daraufhin beiseitelegen. Sie werden also im Folgenden nicht weiter beachtet.

Schritt 2: Aufdecken potenzieller „Baustellen“

Im nächsten Schritt geht es um die Entscheidung, ob man mit dem, was auf den verbleibenden Karten aufgezeigt wird, soweit zufrieden ist oder nicht bzw. ob man dort noch ein Entwicklungspotenzial sieht?

Teilen Sie jetzt also die zehn Karten aus jeder Kategorie jeweils in zwei Hälften auf. Ihre Ergebnisse können Sie in die betreffenden Spalten (siehe Tabelle) eintragen. Somit sollten insgesamt 40 Begriffe übrig bleiben (“eher unzufrieden bzw. Entwicklungspotenzial”), mit denen Sie sich dann weiter beschäftigen.

Diese Begrenzung auf fünf Themen pro Kategorie ist zwar etwas willkürlich, aber m. E. trotzdem sinnvoll, um die wesentlichen “Baustellen” aufzuzeigen. Mit einigen Bereichen ist man vielleicht durchaus schon so zufrieden, dass es nicht erforderlich ist, sich im Rahmen dieser Übung nochmals mit ihnen zu befassen. Andere Themen sind in diesem Zusammenhang vielleicht eher belanglos, was die Beurteilung „(eher) zufrieden“ auch rechtfertigt.

Tipp: Vertrauen Sie bei dieser Zweiteilung ganz auf Ihre Intuition bzw. auf Ihr Gefühl! Sollten Sie unsicher sein, welche Karten in welche Spalte gehören, können Sie die zehn Karten einer Kategorie zunächst in eine Rangfolge (von “zufrieden” bis “unzufrieden”) bringen und daraufhin jeweils fünf Begriffe in die beiden betreffenden Felder der Tabelle eintragen.

Kategorie (eher) zufrieden (eher) unzufrieden bzw. Entwicklungspotenzial
Fühlen    
Denken    
Finanzen    
Seele    
Werte    
Körper    
Privat    
Arbeit    

Obwohl es in dieser Übung darum geht, „Baustellen“ bzw. Entwicklungspotenziale zu identifizieren, werden auf diese Weise auch jene Ressourcen oder Lebensbereiche sichtbar, wo bereits ein gewisses Maß an Zufriedenheit besteht. Das kann sehr wohltuend sein. Im Anschluss daran richten Sie den Fokus aber lediglich auf die 40 Karten, die Sie der dritten Spalte zugeordnet haben.

Die verbleibenden 40 Begriffe weisen also auf ein gewisses Entwicklungspotenzial hin oder zeigen auf, dass Sie sich in dem entsprechenden Zusammenhang noch nicht stimmig positioniert haben, was einen Teil Ihrer derzeitigen Unzufriedenheit begründen könnte.

Schritt 3: Aufdecken von Gemeinsamkeiten

Im Folgenden soll es darum gehen, Themen herauszuarbeiten, die den „Baustellen“ zugrunde liegen. Versuchen Sie also jetzt, die verbleibenden Karten zu clustern und (neue) Oberbegriffe zu formulieren, die das jeweils Gemeinsame zum Ausdruck bringen.

Da sich unter den verbleibenden Karten wahrscheinlich noch immer einige befinden, die aufgrund des Selektionsprinzips nur eine geringe Relevanz für Sie haben, dürfen Sie diese jetzt auch entfernen.

Tipp: Vielleicht gibt es Begriffe, die mit einer Problematik verbunden sind, die bereits in einem anderen Begriff impliziert sind. Ich nenne das einfach mal „Dopplung“. Spüren Sie in sich hinein, um diese (redundanten) Dopplungen zu entdecken.

Wie ein solches Zwischenergebnis aussehen könnte, sehen Sie hier:

Beispiel

Halten Sie Ihre Ergebnisse daraufhin schriftlich fest (Mind-Map/Tabelle) oder machen Sie ein Foto davon.

Schritt 4: Zusammenführung der verbleibenden Karten

Jetzt verbleiben nur noch relativ wenige Karten, die im Folgenden genauer betrachtet werden können. Vielleicht lassen sich ja auch die zuvor von Ihnen gefundenen Oberbegriffe etwas ausdünnen?

  • Instruktion: Lassen Sie dieses Bild bzw. das Ergebnis jetzt eine Weile auf sich wirken. Vielleicht gibt es Oberthemen, an denen Sie bereits gearbeitet und Fortschritte erzielt haben? Sind Sie dabei auf einem guten Weg? Dann können Sie auch diese Themen in der weiteren Betrachtung vernachlässigen.
  • Des Weiteren können Sie jetzt überprüfen, ob es in den verschiedenen Problembereichen einen Begriff gibt, der das jeweilige Oberthema am besten umfasst?
  • Interessant könnte es zudem sein herauszufinden, ob es einen zentralen Punkt in dem Cluster gibt? Bei mir gab es einen. Diesen habe ich (ebenso wie einen weiteren Oberbegriff) in eigene Worte gefasst, um die dahinterstehende Problematik besser zu verdeutlichen.

Schritt 5: Reflexion der Ergebnisse

Ihr Ergebnis sollten Sie nun mit jemandem besprechen, dem Sie vertrauen, und dabei erläutern, wie Sie das Resultat im Hinblick auf Ihr Leben verstehen.

Daraufhin könnten Sie sich von Ihrem Gesprächspartner ein Feedback geben lassen bzw. sich anhören, wie dieser Ihr Ergebnis betrachtet und ggf. interpretiert. Vielleicht werden Sie dadurch auf einen Aspekt aufmerksam, der hinsichtlich Ihrer „Problematik“ von zentraler Bedeutung ist. Frei nach dem Motto „Ich sehe was, was Du nicht siehst!“, könnte dies dazu führen, den ein oder anderen „blinden Fleck“ in Ihrer Selbstwahrnehmung erhellen.

Hinweis: Viele Probleme, mit denen wir es immer wieder zu tun haben, entstehen durch unsere (mehr oder weniger missglückten) Versuche, Bedürfnisse zu befriedigen. Um welche es sich hierbei genau handelt, ist für uns selbst manchmal schwer zu erkennen. Der Blick von außen kann dann sehr erhellend sein.

Vielleicht entdecken Sie, während Sie über Ihre Ergebnisse sprechen, irgendein Bedürfnis, das Sie bis dato nicht oder nur sehr verschwommen auf Ihrem Radarschirm hatten? Aus einem Bedürfnis, das lange Zeit nicht oder nur unzulänglich befriedigt wurde, kann leicht eine Bedürftigkeit (mit weitreichenden Folgen) entstehen. Diese wiederum kann dazu beitragen, dass unsere persönliche oder berufliche Entwicklung stagniert, wir das Gefühl haben, auf der Stelle zu treten oder uns ständig im Kreis zu drehen.

Auf den Punkt bringen könnte man diesen Schritt mit einer Aussage, die eine Teilnehmerin in einem meiner Seminare einst machte: „Woher sollte das Universum wissen, was ich brauche, wenn ich es noch nicht einmal selbst weiß?“

Schritt 6: Problemfelder und Lösungsversuche

Nehmen wir nun an, dass die sichtbar gewordenen Probleme bzw. Problemfelder durch Ihre Bemühungen entstanden sind, Bedürfnisse zu befriedigen, also eigentlich Lösungsversuche sind. Welche waren das und warum waren Sie damit nicht (oder nur unzureichend) erfolgreich?

  • Leitfrage: Was könnten Sie durch Ihr Verhalten, das die besagten Probleme bedingt, versucht haben zu erreichen?
  • Diese „Lösungsversuche“ haben bislang nicht zum gewünschten Ziel geführt, weil…

Es ist meist einfacher etwas zu erreichen oder voranzukommen, wenn man weiß, was man wirklich will!

Schritt 7: Einsichten und Entwicklungsaufgaben

Anschließend empfehle ich, die bis hierher gewonnen Einsichten in Kürze schriftlich zusammenzufassen.

Der letzte Schritt ist aber wohl am wichtigsten: Leiten Sie daraus nun Ihre persönlichen Entwicklungsaufgaben ab, entwickeln Sie dann einen konkreten Plan und handeln Sie entsprechend!

Vielleicht tauchen jetzt noch Fragen auf, mit denen Sie sich künftig beschäftigen wollen? Auch diese sollten Sie sich notieren, damit sie nicht in Vergessenheit geraten.

Persönliches Fazit

Obwohl ich mich eigentlich für sehr reflektiert halte, habe ich durch die Arbeit mit dieser Methode etwas über mich herausgefunden, das mich wirklich überrascht hat! So bin ich zum Beispiel einer fundamentalen (und äußerst dysfunktionalen) Grundannahme auf die Schliche gekommen, die mir wohl im Laufe meiner Kindheit eingeschärft wurde: Wahrhaftige Anerkennung verdient nur, wer sich für irgendetwas aufopfert! Dadurch wurde es mir (endlich) möglich, sie gezielt zu verändern bzw. aufzulösen. Wer so etwas schon einmal erlebt hat, weiß sicher, was das bedeutet.

Da mir bewusst ist, dass die Ergebnisse, die mit dieser Vorgehensweise erzielt werden, nicht immer so spektakulär sind, wie sie es in meinem Fall waren, möchte ich hier keine falschen Erwartungen wecken. Eventuell werden lediglich Dinge offensichtlich, die Ihnen ohnehin schon klar sind. Wahrscheinlich hängt das aber davon ab, wie gut es Ihrem Gesprächspartner gelingt, Sie bei der Hinterfragung Ihrer “Baustellen” zu unterstützen? Vielleicht sollten Sie es also einmal ausprobieren, sich Ihr jetziges Leben auf diese Weise anzuschauen? Es könnte ja sein, dass auch Sie von dem, was Sie dann erkennen, (wenigstens ein klein wenig) überrascht sind.

Hier finden Sie Psyche und Arbeit bei Facebook.