Liebe ist … Bedürftigkeit, die nicht entfremdet!

Empfinden Sie Freude und Erfüllung in einer tieferen emotionalen Begegnung mit anderen Menschen? Und obwohl das so ist, sind Sie oft allein, fühlen sich einsam oder sind (aus irgendwelchen Gründen) nicht mehr in der Lage, auf andere zuzugehen?

Hermann Hesse meinte einmal: “Glück ist Liebe, nichts anderes. Wer lieben kann, ist glücklich.” Über das, was uns glücklich macht oder machen könnte, ließe sich leicht etwas zu Papier bringen. Nun ist die Liebe allerdings ein Thema, über das bereits so viel geschrieben und gesprochen wurde, dass es wahrscheinlich kaum Sinn macht oder sogar vermessen ist, noch weitere Worte darüber zu verlieren… Dennoch scheint es mir, als sei sie etwas, womit wir es uns manchmal sehr schwer tun.

Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne!

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Wie wundervoll ist es, sich in einer (zunächst) fremden Person zu spiegeln und zu Beginn einer Beziehung ein Gefühl von Verbundenheit zu spüren? Irgendwie haben wir wohl alle gelernt, andere Menschen zu umgarnen, um sie zu werben und sie für uns zu gewinnen. Entwickelt sich aus einer anfänglichen Sympathie dann tatsächlich eine Freundschaft oder sogar wahrhaftige Liebe, dürfen wir uns einander nah fühlen und uns offenbaren, ohne dabei ein Gefühl der Scham erleben zu müssen. Trotz sämtlicher Fehler, die wir zu haben glauben, scheinen wir doch liebenswert zu sein und mit all unseren Schwächen angenommen zu werden. Wir fühlen uns frei, lebendig und stark, weil wir sein dürfen, wer wir wirklich sind.

„Viele Menschen scheitern an der Liebe, weil ihre Angst sich dem Anderen zu öffnen größer ist, als die Sehnsucht nach Nähe und Vertrauen, und die schlechten Erfahrungen stärker sind als die besten Hoffnungen!“ Unbekannter Verfasser

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Doch nicht immer gelingt das. Gewinnt der Zweifel die Oberhand, ertönen plötzlich kritische Stimmen aus unserem Inneren, die wir vielleicht aus der Vergangenheit kennen und die uns dazu auffordern, unsere Gefühle zu zügeln, uns zurückzunehmen oder „angemessen“ zu verhalten. Instinktiv bzw. reflexartig ziehen wir uns in eine Rolle zurück, die es uns damals ermöglichte, die eigene Bedürftigkeit vor unserer Umwelt zu verbergen, um jenen Erwartungen zu entsprechen, die an uns gerichtet wurden. Wie fremdgesteuert durchschneiden wir also das zarte Band wieder, dass gerade noch so freudvoll am entstehen war. Wir fühlen uns dann zwar etwas sicherer, da wir uns auf einem „vertrauten Terrain“ bewegen, sorgen aber zugleich für Entfremdung und Distanz. Die Angst davor, dass es peinlich sein könnte, sich bzw. die eigenen Gefühle zu zeigen, treibt uns in den Rückzug und folglich in die Einsamkeit. Die quälende Gewissheit, nicht zu genügen, fordert ihren Tribut.

Müßige Selbstreflexion

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Recht gängig – aber leider nicht immer besonders hilfreich – ist es nun, sich Folgendes zu fragen:

  • Warum sollte man mich mögen? Was ist an mir schon liebenswert?
  • Was von mir darf ich zeigen (und was nicht), um überhaupt geliebt werden zu können?

Ist das Selbstwertgefühl geschwächt, führt ein solcher Monolog nicht selten dazu, die Hoffnung zu verlieren und sich mit der eigenen Unzulänglichkeit abzufinden. Dann nützt es auch meist wenig, sich bewusst zu machen, was man im Leben bereits erreicht hat oder über welche großartigen Charaktereigenschaften man verfügt. Es scheint alles kein Gewicht zu haben im Vergleich zu dem, was unzureichend ist.

Dann treten Sie bitte zurück!

Mit derlei Gedanken sind Sie nämlich nur bei sich. Warum sollte es einem anderen Menschen nicht zuzutrauen sein, selbst darüber entscheiden und beurteilen zu können, was an Ihnen liebenswert oder wertvoll ist? Woher wollen Sie wissen, was dieser Mensch braucht oder was er bzw. sie in Ihnen sieht? Oftmals sind wir einfach viel zu sehr mit uns selbst beschäftigt und lassen uns von unseren Ängsten, Befürchtungen oder Zweifeln davon abbringen, uns wirklich auf einen anderen Menschen einzulassen.

Gehen Sie dann wieder einen Schritt nach vorn!

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Schauen Sie doch lieber mal auf Ihren Gegenüber und suchen nach Antworten, die Ihnen die Kontaktaufnahme erleichtern:

  • Was mögen Sie an ihr oder ihm? Wie könnten Sie das in Worte fassen?
  • Womit könnten Sie ihr oder ihm eine Freude machen? Wann und wie könnten Sie es tun?
  • Welche Ängste oder Unsicherheiten könnte er oder sie haben? Wie können Sie zeigen, dass Sie dafür Verständnis haben?

Und auch wenn es manchmal vielleicht schwerfällt: Sprechen Sie über Ihre Gefühle. Das erleichtert es einem anderen Menschen, sich auch Ihnen zu offenbaren. Nur wenn wir uns zeigen, können wir schließlich auch gesehen werden. Ebenso können wir anderen nur dann die Gewissheit geben, in unserer Gegenwart jene Menschen sein zu dürfen, die sie im Grunde ihres Herzens sind, wenn wir aufmerksam hinschauen und dem, was wir wahrnehmen, mit Wertschätzung (oder sogar mit Liebe) begegnen.

“Alles, worauf die Liebe wartet, ist die Gelegenheit.” Miguel de Cervantes

Ihr diese zu ermöglichen, liegt an uns. Worauf warten Sie?

Herzliche Grüße, Rainer Müller, Diplom-Psychologe (Profil bei Facebook)

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